Kurzkritik:Juveniler Spaß

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Das norwegische Quartett "Pixel" in der Unterfahrt

Von Ralf Dombrowski, München

So groß ist die Szene von Oslo nicht. Wer es dort als Musiker zu etwas Reputation gebracht hat, wird schnell herumgereicht und ist in oft sehr unterschiedlichen Projekten zu hören. Flexibilität ist gefragt. Angesichts der überschaubaren Anzahl von Musikstudenten einerseits und auch der Clubs auf der anderen Seite, wundert es daher wenig, dass aus der norwegischen Hauptstadt Bands kommen, die alles Mögliche von Metal bis Jazz und Electronics bis Folk miteinander mischen.

Auch Pixel ist so ein Fall. Das Quartett um die Bassistin und Sängerin Allen Andrea Wang macht seit fünf Jahren gemeinsam Musik. Die Besetzung ist mit Trompete, Saxofon, Bass und Schlagzeug ohne Harmonieinstrument karg, aber schon seit den Fünfzigerjahren nicht mehr ungewöhnlich. Die stilistische Mischung jedoch verweist auf ein buntes Sammelsurium der Einflüsse, die die Musiker in das Quartett integrieren. Da gibt es mehrstimmige Gesangssätze, die man aus dem Umkreis des Neo Folks kennt. Manche Rhythmen gehören zum Inventar von Soul und Funk, andere wiederum knüpfen an den freien Fluss des intuitiven Spiels an. Es gibt Momente, in denen der Saxofonist Harald Lassen in Modern-Jazz-Gefilde vorprescht, andere, in denen er eher balladenpoppig sanft Wangs Stimme umkränzt. Der Trompeter Jonas Kilmork Vemøy hat klar Landsleute wie Mathias Eick oder Nils Petter Molvær auf seiner Vorbildliste, fügt sich aber außerdem musikdienlich in die zwischen Geschmeidigkeit und Kontrast changierenden Arrangements. Bei Drummer Jon Auden Baar schließlich hört man deutlich, dass er auch bei Jon Christensen gelernt hat, einem alten Meister des norwegischen Jazz, der die rhythmische Verstocktheit zur Kunst erhoben hat.

Insgesamt wirken Pixel bei ihrem ersten Gastspiel in der Unterfahrt mit dieser Mischung ebenso unbeschwert wie brav, stellenweise sogar indie-poppig juvenil. Der Vorteil: Es ist ihr Sound, eine Musik, mit der sich alle Beteiligten auf der Bühne vorbehaltlos identifizieren. Es ist eine Form von Jazz, bei der die Alten fragen, ob das noch Jazz ist, mit der die Jungen aber ihren Spaß haben.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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