Kurzkritik:Italienisches Flair

Gelungenes Eröffnungskonzert der Residenzwoche

Von Klaus P. Richter, München

Die Residenzwoche zeigt uns allherbstlich, welche Schätze wir den untergegangenen Feudalkulturen verdanken - jetzt schon im fünfzehnten Jahr. Und dazu, wie europäisch deren Geist im bajuwarischen Ambiente war. Denn auch diesmal bestimmte im Eröffnungskonzert italienisches Flair das Programm: Arien aus Münchner Barockopern von Agostino Steffani und Pietro Torri.

Das "Concerto München" spielte in der Allerheiligen-Hofkirche selbstverständlich auf "barocken" Instrumenten, präzise inspiriert von Johannes Berger als Maestro al Cembalo und zwischendurch an der Truhenorgel. Star des Abends war aber die Sopranistin Marie-Sophie Pollak.

Zu Beginn klang das Forte ihres hochexpressiven Soprans in der Arie "Non prendo consiglio" aus der Oper "La superbia d'Alessandro" von Steffani noch etwas forciert. Aber im "Tassilione" fand sie zu einem mitreißenden, ausdrucksstarken Brio im konzertanten Dialog mit den Obligatinstrumenten einer exquisiten emblematischen Besetzung: Oboe (Marine-Amélie Lenoir), Fagott (Sanne Vos) und, als Highlight, die strahlende Naturtrompete von Thilo Steinbauer.

Zum Juwel veredelte sie auch die Arie "Sposa non mio conosci" aus Torris Oper "La Merope" im Dialog mit einer tiefen Soloflöte (Sanne Vos). In den Concerto-Einlagen von Evariste Felice dall' Abaco und Vivaldi war vor allem das barocke Streicherensemble mit Konzertmeister Dmitry Lepekhov zu bewundern.

Virtuosität war selbstverständlich - aber nicht Trumpf. Denn im Unterschied zur vordergründigen Brillanz der klangstärkeren, modernen Instrumente entfalteten besonders im Vivaldi-Konzert für vier Violinen, die historischen Instrumente den hintergründigen Charme eines beseelten, intimen Klangbildes.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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