Kurzkritik:Irgendwo in Amerika

Lesezeit: 1 min

"Band Of Horses" überzeugen in der Muffathalle

Von Dirk Wagner, München

"Why Are You Ok", fragt der Titel des aktuellen, fünften Albums der US-amerikanischen Indie-Rocker Band Of Horses aus Seattle, die in der rappelvollen Muffathalle einmal mehr mit ihrer konsequenten Orientierung an einer ursprünglichen, ja fast schon provinziellen Rockmusik überzeugt. Eine Rockmusik, die sich eben nicht an weltstädtischen Besonderheiten New Yorks oder San Franciscos orientiert, sondern die ähnlich wie Alfred Hitchcocks Psychothriller "Shadow Of A Doubt" eine Kleinstadt ablichtet, die überall in US-Amerika zu finden ist. Und die darum letztlich auch für das echte, das eigentliche Amerika stehen mag. So gesehen ist die Indie-Musik der Band Of Horses auch die echte, eigentliche US-amerikanische Musik, die in ihrer Schnörkellosigkeit schon fast in den Mainstream mündet.

Als würde man in einer stundenlangen Nachtfahrt über abgelegene Landstraßen erst rückblickend kapieren, dass man sich schon längst auf einer Autobahn befindet. Nur dass Band Of Horses solche nächtliche Landpartie vorbei an der sumpfigen Waldlandschaft, die ihr Bühnenbild ziert, bereits auf der Autobahn startet. Mit einem Kickstart, der gleich mit "The First Song" vom ersten Album das Gaspedal durchdrückt. Dazu passt dann auch, wie das Haar des Sängers Ben Bridwell im Wind des Ventilatoren weht, als er, an der Pedalsteelgitarre sitzend, singt: "And Christmas time coming / And over approaching / we've been drinking, pardon." Ein Weihnachtslied im Sommer also. Doch bei der darin besungenen Vergänglichkeit ist es eh wurscht, zu welcher Jahreszeit an welches Fest erinnert wird. Letztlich ist Weihnachten in der nächsten Strophe ohnehin schon vorüber. Das Fest allerdings bleibt. Und das verlegt die Band augenblicklich ins "North-West Appartment" vom dritten Album "Infinite Arms".

Spätestens, wenn in "Marry Song" ein mehrstimmiger Gesang sich so herrlich country-affin aus den nun deutlich ruhigeren Klängen erhebt, drängt sich der Wunsch auf, diese Band einmal gemeinsam mit der Münchner Moonband zu erleben. Mit solcher musikalischen Ergänzung, geliebte Veranstalter, ließe sich nämlich noch treffender erläutern, warum man okay ist.

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: