Kurzkritik:Im Gleichgewicht

Der Cellist Kian Soltani und Aaron Pilsan im Herkulessaal

Von Rita Argauer, München

Musiker nehmen zwangsläufig eine Rolle ein, auch wenn es in erster Linie darum geht, die Musik zu spielen. Beim Cellisten Kian Soltani und dem Pianisten Aaron Pilsan spiegelt sich die gegensätzliche Haltung der beiden auf dem Podium im Herkulessaal auch in ihrer Interpretation: Soltani ist ein Spieler und ein Charmeur, während Pilsan streng und zurückhaltend wirkt. Subtilität und Ausdruckssucht verschaffen besten Momenten dieses Konzerts ein schönes Gleichgewicht.

Etwa in Schuberts "Arpeggione-Sonate". Pilsan erdet mit leichtem Anschlag Soltanis konkreten und doch schwirrenden Ton und Tragik und Eleganz geraten ins Schwingen. Kurzes Pathos reißt die Balance auf, doch Pilsan behält die Ruhe, während Soltani den Raum bekommt, seine aberwitzige Spieltechnik und sein sicheres Gespür für Phrasierungen ohne Vorbehalt nach draußen zu spielen. Ähnlich begegnen sie César Francks Sonate in A-Dur, auch wenn hier das Klavier gelegentlich virtuos nach vorne dringt. Soltani reizt seinen Flirt mit dem Publikum dabei selbstsicher aus. Bisweilen würde es allerdings gut tun, wenn er nicht ganz so sehr auf unbedingte Überwältigung setzen würde.

Passend ist sein Ausdruckswillen allerdings in Reza Valis "Persian Folk Songs", deren Komposition sich der junge Cellist mit iranischen Wurzeln vom iranischen Komponisten gewünscht hat. Die Theatralik dieser Stückchen - alle drehen sich um die Liebe - findet ihre Entsprechung in Kian Soltanis expressivem Spiel. Die Harmonien, die ab und an ins östlich Ungewohnte kippen, erfrischen herrlich und schaffen eine Tiefe jenseits des Glanzes bei Schubert und Franck.

© SZ vom 31.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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