"Zeitgenössische Kammermusik im Dialog" ist ein wunderbares, schon seit Jahren erfolgreich erprobtes Format der "Akademie der Schönen Künste" in der Residenz bei freiem Eintritt und immer mit großartigen Künstlern. Diesmal trafen der in Berlin lebende Mark Barden, geboren 1980 in Cleveland, und Martin Iddon, geboren 1975 in Manchester, aufeinander. Neben dem exzellenten Nicolas Hodges, der mit beziehungsreicher, auch Bach und Josquin reflektierender Klaviermusik der beiden zu erleben war, spielten Bratscher Kelvin Hawthorne vom Münchener Kammerorchester, die Cellistin Séverine Ballon und der Geiger Ashot Sarkissjan vom Arditti Quartett.
Mit Iddons Werken für Streichtrio (". . . à son dernier" und "Danaë") hatten die drei Streicher eine harte Nuss zu knacken: Mal mit dem Holz eines Bogens, mal gleich pro Spieler mit zweien mussten sie kratzen, quietschen und knirschen. Je nachdem, ob man als Zuhörer die Zumutung sah oder die Augen schloss, erlebte man die extrem physisch-haptische Komponente oder - weit weniger gequält - ihre klangliche Transzendenz.
Weitaus zugänglicher und dennoch hoch komplex war das längste Stück des Abends in der Residenz. Und zugleich die Uraufführung: "Cleft" von Mark Barden ist ein fantastischer Dialog für Geige und Cello, der mit der Unhörbarkeit und dem zart Geräuschhaften bei Iddon ansetzt. Gemäß den beiden Bedeutungen des Titels, der sowohl "Spalte" und "Kluft" wie "Geklebt" bedeuten kann, werden die beiden Stimmen allmählich immer konziser und intensiver miteinander verknüpft oder treiben sich auseinander. Unvermutete Ausbrüche ins Fortissimo oder allmähliche Steigerungen, Verdichtetes oder Auseinanderdriftendes wechseln. Nie freilich bricht der Dialog ab, bis am Ende das Ganze wieder am Anfang angekommen ist und im dreifachen Piano in sich zusammenfällt.