So modern klingt die Residenzwoche selten. "Aus der Welt der Oper" ist das Konzert der Akademie des BR-Symphonieorchesters im Kaisersaal überschrieben. Gemeint sind: kleine Werke großer Opernkomponisten. Passt das zur Residenzwoche und der Idee von authentischer Musik an authentischem Ort? Mozarts "Idomeneo" definitiv, Richard Wagner und Richard Strauss sind nicht verkehrt. Bei Rossini bröckelt's, bei Puccini und Benjamin Britten beißt's aus. Aber das ist nicht schlimm, denn das Programm ist einfach hinreißend.
Ein Phänomen der Mozart-Zeit war das Faible für die sogenannte Harmoniemusik: Große Partituren wurden für die populäre Bläserbesetzung arrangiert, so auch der "Idomeneo" durch den Oboisten Johann Nepomuk Wendt (ein Harmonie-James-Last seiner Zeit). Fein, wie elegant das klingt, wie dennoch die Intensität des Originals nicht ganz verloren geht - und wie präzise die jungen Musikerinnen und Musiker unter der Leitung des BRSO-Posaunisten Joseph Bastian agieren. Die melancholische Süße und das sanfte Pulsieren aus Puccinis sich anschließenden "Crisantemi" für Streichquartett gelingen ebenfalls wunderbar - wie auch die spannende Kontrastierung von rhythmischen Streichern und melodisch geführter Oboe in Brittens "Phantasy Quartet" op. 2.
Fast können die Akademisten nach der Pause an diese Aufführungsqualität anknüpfen. Das ist nicht einfach, denn die filigrane Virtuosität, die Rossini in seiner agilen Sonata a Quattro Nr. 6 verlangt, hat es in sich. Auch die harmonisch zauberhafte Klangdichte von Richard Strauss' Streichersextett aus "Capriccio" stellt hohe Ansprüche - hier spielen die Musiker mitunter zu verhalten. So ist es gut, dass für Wagners "Siegfried-Idyll" wieder eine größere Besetzung mit Streichern und Bläsern aufgeboten wird. Das Kammerorchesterchen, das sich dabei ergibt, ist ideal, um diese Wagner-Tondichtung - einst im familiären Umfeld uraufgeführt - stimmig zu beleuchten.