Kurzkritik:Herrlich intim

Der Landesjugendchor singt im Herkulessaal Bach

Von Andreas Pernpeintner, München

Der Bayerische Landesjugendchor ist ein Projekt, um junge Sängerinnen und Sänger an den semiprofessionellen oder professionellen Gesang heranzuführen. Ob sie später eine Solokarriere hinlegen wie die vier Solisten dieses Abends, die dem Dunstkreis des Landesjugendchors entstammen, kann niemand vorhersagen. Aber eines ist gewiss, dieses Konzert mit Bachs h-Moll-Messe im Herkulessaal zeigt es: Der Landesjugendchor ist ein Ensemble mit professionellem Anspruch und beeindruckender Klangkultur.

Verantwortlich dafür ist neben den Stimmbildnern der Chorleiter Gerd Guglhör. Ihm folgen die Sänger zusammen mit dem Orchester "La Banda" in jede Ausdrucksnuance. Die stark phrasierte Binnengliederung, die Guglhör im "Kyrie" fordert, setzen sie ebenso plastisch um wie die dichten, innigen Linien im "Qui tollis" oder das hell funkelnde "Osanna", das präzise Koordination erfordert - was bei Bach natürlich immer auch für die weit gespannten Melismen gilt. Dies alles gelingt dem Chor unter Guglhörs verlässlicher Leitung hervorragend und mit klarer, wenngleich nicht maximal prägnanter Artikulation. Bachs berühmte Vertonung des Ordinariums muss ohne die charakteristischen Bach-Choräle auskommen. Und so sind es die solistischen Gesangsteile, die hier die Gesamtwirkung kontrastreich beleben, von den Chören durch herrliche klangliche Intimität abgesetzt, auch im Instrumentalen. Das gilt für das lichte "Benedictus", das der Tenor Robert Sellier, nur von der Soloflöte und einem reduzierten Basso continuo begleitet, wacker gestaltet. Das gilt für die anmutigen Arien und Duette der Sopranistin Heidi Elisabeth Meier und der Altistin Ulrike Malotta. Das gilt für Matthias Winckhlers Darbietung der Bassarie "Quoniam tu solus sanctus", deren erdig grundelnde Instrumentierung mit Naturhorn, Fagott und Basso continuo einfach hinreißend klingt.

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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