Kurzkritik:Heavy Brahms

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Das tschechische Bennewitz Quartett im Herkulessaal

Von Rita Argauer, München

Das mit dem emotionalen Drama in der Musik ist eine schwierige Sache, denn der Maßstab des Gefühlsausbruchs bei der Interpretation Jahrhunderte alter klassischer Musik ist oft weit schwieriger zu erfassen als in der Popmusik. Doch das tschechische Bennewitz Quartett wagt sich hier beim Konzert im Herkulessaal weit vor. Das Programm ist an sich schon voll von Drama, Schuberts "Der Tod und das Mädchen" trifft auf Brahms' f-Moll-Klavierquintett, unterstützt von Alexander Melnikov am Klavier. Einzig das Eröffnungsstückchen - Hugos Wolfs "Italienische Serenade" - gibt sich in leicht-unterhaltender Eleganz, der aber die Musiker schon einiges an Wildheit abtrotzen. Sie spielen dominant im Ausdruck, jeder für sich emotional raumgreifend und oft in ungewöhnlicher Lautstärke. Doch in dem individuellen Rausch, in dem sie ihre jeweilige Stimme präsentieren, haben sie ein einigendes Moment: die Dynamik, die sie genau gesetzt zu kontrollieren wissen. Bei Schuberts berühmtem Stück ist dieses auf Höhepunkte ausgelegte Spiel jedoch ein wenig gefährlich. Denn obwohl Štěpán Doležal am Cello in seiner prägnant drückenden Rhythmusgestaltung die Energie einer Metal-Band in die Musik legt, stumpfen die Ohren unter dem Dauerdruck irgendwann ab. Ein wenig mehr Kühle und Analytik würden diesem ohnehin an Emotion nicht armen Stück wohl tun - dann würden sich vielleicht auch die säuselnden Gegenparts zum machohaft laut auftretenden Tod etwas besser erzählen.

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