Kurzkritik:Freiheitskämpfer

Das "Trondheim Jazz Orchestra" spielt mit Joshua Redman

Von Oliver Hochkeppel, München

In der Musik ist es wie im Leben: Freiheit braucht eine Basis, auf der sie wachsen kann, und muss ständig neu erkämpft werden. Je mehr man miteinander spielt, desto besser ist es natürlich. Das ist wohl ein Grund, warum das Trondheim Jazz Orchestra eine Sonderrolle einnimmt. Seit seiner Gründung vor 16 Jahren spielen hier nahezu unverändert herausragende Musiker kontinuierlich zusammen. Schnell bemühten sich deshalb nationale wie internationale Jazz-Heroen um das Orchester. Jedenfalls, wenn sie eine Herausforderung suchen.

Wie Star-Saxofonist Joshua Redman, der immer wieder mit der Band kollaboriert, seit man sich vor zehn Jahren auf dem Molde Festival begegnete. "Es ist eine ganz andere Klangwelt als im amerikanischen Jazz und immer eine spannende, lehrreiche Herausforderung für mich", erklärt er. Eine, die wohl auch viel Spaß macht, möchte man nach dem Auftritt in der Unterfahrt ergänzen. Allein die geschlagenen, gestrichenen, gezupften, immer satt intonierten und groovenden Bass-Soli und -Begleitungen von Ole Morton Vagan und die verschmitzten Licks von Nils Olav Johansen waren den Eintritt wert. Immer wenn die Gefahr bestand, dass das Ganze zerfasert, fingen es die vielschichtigen Kompositionen des Chefs Eirik Hegdal wieder ein, in grandiose Unisono-Saxofonläufe von ihm und Redman, in hymnische Wohlklangorgien, in klassische Bebop-Orchesterwucht oder, als Zugabe, in ein famoses Bach-Adagio. Ein Triumph hart erkämpfter Freiheit.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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