Kurzkritik:Exzellent ausgefüllt

Lesezeit: 1 min

Eröffnung des ersten Richard-Strauss-Festivals unter Alexander Liebreich

Von Klaus Kalchschmid, Garmisch

Was für ein schöner Bogen unendlicher Trauer: von den "Metamorphosen" für 23 Solostreicher des greisen Richard Strauss als Nachhall des 1944 kriegszerstörten München zum finalen Klagegesang der verlassenen Dido in Purcells Oper "Dido and Aeneas" aus dem Jahr 1689.

Das erste Richard-Strauss-Festival unter Leitung von Alexander Liebreich begann ebenso intim wie programmatisch, zumal der Dirigent erstmals seit langem wieder auf der Schmalseite der Alpspitzhalle eine Bühne aufbauen ließ. Das war akustisch und atmosphärisch ein enormer Gewinn, denn dank fein changierender Vorhänge in Dunkelblau und Silber entstand ein klar definierter Raum, in den die halbszenische Aufführung (Regie: Ingo Kerkhof, Licht: Rainer Ludwig, Bühne: Katarzyna Szukszta) der Oper genauso gut passte, wie die komplex polyphone Kammermusik. Besonderer Clou: die Akademie für Alte Musik spielte auf Darmsaiten, was den Mittelstimmen warmes Gewicht, Bass und Diskant eine klanglich besondere Aura verlieh, auch wenn ausgerechnet der Konzertmeister bei dieser bislang vom Orchester nicht gespielten Musik fremdelte.

Danach bildete Akamus unter Liebreich das subtile orchestrale Rückgrat für feines Musiktheater, denn Marie-Claude Chappuis und Matthias Winckhler füllten die Titelpartien von "Dido und Eneas" bei sparsam intensivem Spiel exzellent aus: Er als verliebter, mit schönem, kernig gehaltvollem Bariton verführender, aber dann mehr an Karriere als Treue interessierter Mann; sie als tiefer Gefühle fähige Frau, die mit biegsam klangvollem Mezzo Freud wie Leid überzeugend zum Ausdruck bringen konnte. Robin Johannsen als ihre Vertraute Belinda offenbarte einen ebenso schönen Sopranglanz wie Katharina Magiera einen dunkel gurrenden Alt zum Besten gab, als Zauberin mit allzu affektiertem Spiel den Rahmen der szenischen Einrichtung allerdings sprengte. Umso stilsicherer und schöner sang der um das Orchester gruppierte Chor des Bayerischen Rundfunks.

© SZ vom 25.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: