Kurzkritik:Ernstes Spiel

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Strauss' "Ariadne auf Naxos" im Innenhof der Glyptothek

Von Ekaterina Kel, München

Von ihrem Liebsten Theseus auf der einsamen Insel Naxos verlassen, verliert sich Ariadne in Gram. Sie trauert so inbrünstig, diese sanfte Königstochter aus der griechischen Mythologie. Anmut und tiefe Tragik veredeln ihre Geschichte. Aber mal ehrlich: Ist nicht so ein unterhaltsamer Tanzabend mit bunten Kostümen irgendwie lustiger, die Leichtigkeit eines Scherzes erbaulicher? Es ist ebendieser uralte Gegensatz von Komödie und Tragödie - opera buffa und opera seria im Musiktheater -, den Richard Strauss in seiner Opernkomposition "Ariadne auf Naxos" verarbeitet. Ob er es schafft, die beiden Disziplinen gleichwertig zum Erstrahlen zu bringen, hat sich am Mittwochabend im Innenhof der Glyptothek zwar nicht eindeutig beantworten lassen. Doch die Inszenierung von Hans-Christian Hauser, die dort als Gastspiel des Isny-Opernfestivals aus Baden-Württemberg gezeigt wurde, hat es selbst auf wundervolle Weise geschafft, hohen Anspruch mit kindlicher Spielfreude zu verbinden. Damit ist sie Strauss ein ganzes Stück näher gerückt.

Die Bühne legt alle ihre Geheimnisse offen: Kurz vor der Aufführung tragen Helfer in der Eingangshalle der Antikensammlung Kostüme hin und her. Die Sänger und Sängerinnen schminken sich in der Gästetoilette, der Violinist übt unter der Treppe im Gang. Den Gast erwartet wahlweise ein Plastik- oder Metall-Gartenstuhl. Über allem schwebt eine herrliche Leichtigkeit der provisorischen Theatersituation. Die subtile Aufregung des Ensembles schwirrt in der Luft und verleiht dem Abend weniger die Grazie eines Opernabends als das Ambiente einer liebevoll zusammengeschusterten Schulinszenierung.

Diese ergreift aber problemlos die Herzen der Zuschauer. Wo es an Professionalität mangelt, behelfen sich die Darsteller mit bunten Kostümen. Wo die Szene zu lang ist, schwirrt eben mal ein Harlekin herein oder eine Nymphe. Hauser eifert der Vorstellung des Komponisten nach, indem er ganz einfach auf die Ernsthaftigkeit des naiven Spiels setzt. Auch wenn der laienhafte Eindruck überwiegt, ist dem Ensemble ein unterhaltsames Stück ohne Längen gelungen. Die Entdeckung des Abends heißt übrigens Juhyun Park, die als kokette Zerbinetta in Erinnerung bleiben wird. Ihr jugendlicher Sopran und ihr ausdrucksstarkes Spiel überstrahlen alle anderen Bühnenfiguren - und trösten über so manchen szenischen Mangel hinweg.

© SZ vom 23.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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