Wie würde die Musik von And The Golden Choir alias Tobias Siebert klingen, wenn sie ein Wein wäre? Von der Tendenz her wohl eher süß oder lieblich, wobei es durchaus auch die eine oder andere herbe Note darin gibt. Man könnte, was das Bouquet betrifft, jetzt auch noch mit Geschmacksnoten wie Radiohead, Anohni, Bon Iver, Scott Matthew, Get Well Soon oder Dead Can Dance daher kommen. Hilfreicher ist es aber, wenn man sich den an der Mosel entstandenen "Golden Choir"-Wein einfach kauft. Beim Konzert von And The Golden Choir in der Milla gab es ihn tatsächlich zu erwerben. Und wer nicht dabei war, kann ihn sich im Internet bestellen. Eine schöne und versponnene Idee, genauso wie die, einen kleinen "Konzertführer" mit Infos und Liedtexten an der Kasse zu verteilen.
Schöne und versponnene Ideen, davon gibt es auch in der Musik von Tobias Siebert reichlich. Einige davon hat der Musiker und Produzent an Bandprojekte wie Klez.e verliehen. In sein Solo-Projekt And The Golden Choir hat er sie zu hundert Prozent reingesteckt. Das war auch bisher bei den Bühnenauftritten des Berliners so, die er alleine mit Vinylplatten-Begleitung absolvierte. Auf der aktuellen Tour hat Siebert sein vielfältiges Instrumentarium mit Gitarren, Schlagzeug, Keyboard und Harmonium, Santur, Harfe oder Waldzither nun erstmals auf vier Mitmusiker verteilt. Das gibt den Songs, die vorwiegend vom gefeierten Debüt "Another Half Life" stammen, eine gewisse Erdung, und ein solides Fundament, über dem Tobias Sieberts hohe Stimme schwebt.
Auch drei neue Songs gibt es im Zugabenteil zu hören, die sich - von poppig-beschwingt bis melodramatisch - geschmacklich gut in das eklektizistische Folkpop-Bouquet einfügen. Einem Bouquet, das zuweilen leicht überzuckert wirkt, das wie gesagt aber auch herbe, kräftige Schlagzeug- und E-Gitarren-Noten bietet und gerade in seiner Vielgestaltigkeit dann doch ausgesprochen trefflich mundet.