Kunst:Vorausgreifend lebendig

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Die Französin Christine Macel wird in Venedig die Biennale 2017 leiten. Am Centre Pompidou hat sie sich einen Namen gemacht.

Von Thomas Steinfeld

Im kommenden Jahr wird die Biennale der zeitgenössischen Kunst in Venedig von Christine Macel geleitet werden, der Chefkuratorin des Centre Pompidou in Paris. Claude Baratta, der Präsident der Biennale, erklärte auf einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag, die Entscheidung für Christine Macel ergebe sich folgerichtig aus der Biennale 2015, bei der politische Konflikte in ihrer künstlerischen Verarbeitung im Mittelpunkt gestanden seien. Die Biennale 2017 werde sich demgegenüber den Künstlern, ihrer "Vitalität" und ihren jeweiligen "Universen" zuwenden. Die von Okwui Enwezor, dem Direktor des Münchner Hauses der Kunst, geleitete Biennale 2015 war beim Publikum ein Erfolg, während sie in der Kunstkritik umstritten war: Diffus, überladen und in ihren Ansprüchen allzu vage erschien sie einem großen Teil der Kritik. Tatsächlich erschöpfte sich der politische Anspruch weitgehend in der Vorführung von Betroffenheit.

Die Kunsthistorikerin Christine Macel, 1969 in Paris geboren, begann ihre Laufbahn als Referentin für Bildende Kunst im französischen Kulturministerium, bevor sie im Jahr 2000 als Kuratorin für "zeitgenössisches und vorausgreifendes Schaffen" an das Centre Pompidou wechselte. Dort verantwortete sie eine ganze Reihe von erfolgreichen Ausstellungen, so eine Schau zum Verhältnis zwischen Paris und der zeitgenössischen Kunst (2007), zur osteuropäischen Kunst nach 1956 (2010) und zum Verhältnis zwischen Tanz und zeitgenössischer Kunst (2011). In Paris erwarb sie sich damit den Ruf einer bis zur Eigensinnigkeit entschlossenen Ausstellungsmacherin. Daneben kümmerte sie sich im Centre Pompidou vor allem um jüngere Künstler, für die sie eine eigene Galerie schuf, den "Espace 315". Darüber hinaus kuratierte sie Ausstellungen in Palermo, Dublin und New York. Der Biennale in Venedig ist sie seit vielen Jahren verbunden, nicht nur als Kuratorin des belgischen Pavillons im Jahr 2007 und als Kuratorin des französischen Pavillons im Jahr 2013, sondern seit 2011 auch als Mitglied der Jury.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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