Kunst:Von der Straße ins Museum

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Nicht weit vom Marienplatz entfernt hat die Urban Art nun ein festes Heim

Von Evelyn Vogel, München

Streetart im Museum? Das ist ein Widerspruch in sich. Auch deshalb sprechen Stephanie und Christian Utz angesichts ihrer Gründung von Münchens erstem "Urban Art"-Museum. Und städtebaulich urban ist die neue Ausstellungshalle in jedem Fall gelegen: in einem ehemaligen Umspannwerk der Stadtwerke nicht weit vom Marienplatz entfernt. Ein alter Hochbunker steht daneben, drum herum findet sich alte, aufpolierte Bausubstanz und nobler Neubau. Aber der Gebäuderiegel an der Hotterstraße 12 selbst hebt sich nun schon durch sein äußeres Erscheinungsbild deutlich ab. Der Streetart-Künstler Stohead hat die weiße Fassade mit schwarzen Schriftelementen überzogen. Die schleifenartigen Formen erinnern an kalligrafische Kunstwerke. Der 1973 in Schwäbisch Hall geborene Künstler ist bekannt für seine speziellen Schriftfonts.

Am Donnerstagvormittag, dem Tag der Eröffnung des neuen "Muca Museum of Urban und Contemporary Art", wird in den hohen Räumen noch schwer gewerkelt. Etwa 2000 Quadratmeter hat der Kubus, die Hälfte wird als Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen. Das Untergeschoss wird man in den ersten Tagen nur schwer einsehen können. An der Galerie, die im Erdgeschoss halbseitig eingezogen wurde, wird noch geschraubt. Das Café soll wohl erst im Januar oder Februar fertig sein. Im ersten Stock herrscht Tohuwabohu, dazwischen versucht man, sich büromäßig einzurichten. Später sollen hier auch Arbeitsräume entstehen. Überall wird gehämmert und gesägt, gefegt und gesaugt. Zugleich hängen und stehen überall schon Kunstwerke. Doch das Ehepaar Utz, das dieses Privatmuseum aus der Taufe gehoben hat, ist zuversichtlich: "Das wird schon."

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(Foto: Robert Haas)

Streetart und Museum: Im Muca, Münchens ersten "Urban Art"-Museum, ist dies kein Widerspruch.

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(Foto: Robert Haas)

Während Handwerker in den hohen Räumen noch schrauben und werkeln, können Besucher am Eröfnnungstag bereits die ersten Kunstwerke betrachten.

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(Foto: Robert Haas)

Im Auge des Betrachters: Auch Street- und Urban Art transportiert bedeutungsschwere Botschafen.

Vor Jahren gründete Utz die "Urban Art Organization". Seither engagieren er und seine Frau sich für diese Kunstform im öffentlichen Raum, fördern Projekte wie das unter der Candidbrücke, kuratieren Streetart-Acts auf dem Tollwood-Festival. Zeitweilig betrieben sie eine Galerie an der Maximilianstraße, und mit verschiedenen Kunst-Messen traten sie auch in Erscheinung. Sie wissen, dass Urban- wie Streetart noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen hat - trotz international renommierter Vertreter wie Banksy. "Unser Traum war immer, Urban Art und Streetart zu musealisieren", erzählen sie. Als 2015 eine neue Nutzung für das Umspannwerk ausgeschrieben wurde, machten sie das Rennen. Der Pachtvertrag mit der Stadt läuft sieben Jahre mit Verlängerungsoption. Öffentliche Förderung haben sie keine, aber einen prominenten Fürsprecher: Münchens Zweiten Bürgermeister Josef Schmid.

In der Ausstellung sind im Untergeschoss großformatige Arbeiten von Aiko, L.E.T., Case und Herakut zu sehen, die zumeist während der "Art Muc" auf der Praterinsel entstanden. Im Erdgeschoss hängen kleinformatige Arbeiten der genannten und ein paar weiterer Künstler. Im Mittelpunkt steht aber das Werk "Streetopoly" von Zeus. Mit der neun Quadratmeter großen, an ein Monopoly-Spielbrett angelehnten Boden-Installation nimmt er seine eigene Zunft und den Hype drum herum auf die Schippe. Denn auf dem Kunstmarkt ist Street- und Urban Art längst angekommen. Und nun auch in einem Münchner Museum.

Bei "Streetopoly" geht es um das große Geld. Stephanie und Christian Utz haben einiges investiert, um ihr "Urban Art Museum" zu verwirklichen. (Foto: Robert Haas)

Muca Museum of Urban and Contemporary Art , Hotterstraße 12, von Freitag, 9. Dezember, an, täglich außer dienstags 10-20 Uhr

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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