Kunst:"Rückschlag für Holocaust-Opfer"

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In Düsseldorf wurde eine Ausstellung über den Kunsthändler Max Stern abgesagt. Der Jüdische Weltkongress kritisiert das.

Von Catrin Lorch

Die Absage einer Ausstellung über den Kunsthändler Max Stern in Düsseldorf weitet sich zum internationalen Skandal. Nachdem kanadische Medien den Fall aufgegriffen hatten, meldet sich nun auch der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, zu Wort und kritisiert die Entscheidung, die für Februar des kommenden Jahres geplante Schau über den jüdischen Kunsthändler abzusagen. "Ich war zutiefst beunruhigt", schreibt Lauder in einer Presse-Erklärung, "viele Mitglieder sowohl der internationalen Kunstwelt als auch der lokalen jüdischen Gemeinden haben die Ausstellung, die von Düsseldorf über Kanada nach Israel reisen sollte, mit großer Spannung erwartet." Lauder forderte Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel auf, die Entscheidung zu überdenken, die Absage sei ein "großer Rückschlag, insbesondere für die Opfer des Holocaust und ihre Erben".

Max Stern, der im Jahr 1904 geboren wurde, war ein bedeutender Kunsthändler in Düsseldorf, der nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten seinen Galeriebestand im Jahr 1937 auflösen musste. Er floh über Paris und London nach Kanada, wo er sein Geschäft neu gründete. Max Stern starb im Jahr 1987, sein Erbe hat er drei Universitäten in Kanada und Jerusalem vermacht. Diese initiierten im Jahr 2002 das Max Stern Art Restitution Project, das sich erfolgreich um die Rückgabe mehrer Bilder bemühte.

Die Wissenschaftler des Max Stern Project waren auch von der Direktorin des Stadtmuseums Susanne Anna in die Vorbereitungen eingebunden worden. Nun vermuten Kenner der Szene, dass die Stadt Düsseldorf wohl eine zu eindeutige Positionierung des Museums befürchtet hatte, das selbst bereits ein Gemälde Wilhelm von Schadows an die Erben restituierte, das im Mittelpunkt der Ausstellung stehen sollte. Derzeit wird über die Rückgabe eines weiteren Werkes aus kommunalem Besitz verhandelt. Und auch der Sammler Wolfgang Pfeiffer, von dem sich Düsseldorf Leihgaben und Schenkungen erhofft, soll ein Gemälde von Andreas Achenbach restituieren.

Die Absage wurde allerdings damit begründet, dass noch "aktuell laufende Auskunfts- und Restitutionsgesuche in deutschen Museen" bestünden (SZ vom 13. November). Diese Begründung nennt Lauder "absurd", gerade dass "die Opfer des Kunstraubs der Nationalsozialisten noch immer auf der Suche nach ihrem Eigentum sind", zeige, wie wichtig solche Aufarbeitungen sind. Schließlich werde in Bonn gerade der Nachlass von Cornelius Gurlitt ausgestellt, um Transparenz zu schaffen: Das "zeigt eindeutig, dass es möglich ist, eine Ausstellung zu präsentieren, während Opfer und ihre Erben auf der Suche nach ihrem rechtmäßigen Eigentum sind".

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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