Kunst:Rudi Wach in Bruckmühl

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Balancierende Figuren und mit weichen Stiften aufs Papier gehauchte Mensch-Tier-Wesen: Das Werk des wunderbaren Künstlers Rudi Wach ist zu Unrecht weitgehend unbekannt. Nun gibt es endlich eine Überblicksausstellung.

Von Gottfried Knapp

Dreidimensionale Gebilde und plastische Formen werden nur wahrgenommen, wenn sie von Stoffen ganz anderer Konsistenz wie Luft oder Wasser umgeben sind. Auch menschliche Körper brauchen die lichtdurchlässigen flüchtigen Elemente, um existieren zu können. Wir sind von irdischen Substanzen umgeben, auf die unsere Haut sensibel reagiert. Der Tastsinn ist über unseren ganzen Körper verteilt, nimmt also alles wahr, was an mechanischen Reizen von außen auf uns trifft.

Vor allem unsere Hände bewähren sich als Sensoren für außerkörperliche Schwingungen und werden darum von uns gerne als Fühl- und Tastinstrumente eingesetzt. Hände sind aber auch die Organe, mit denen Künstler ihre Bildwerke gestalten, mit denen Bildhauer der rohen Materie eine Form geben und Zeichner ihre Visionen auf das Papier werfen. Der österreichische Künstler Rudi Wach hat die hochnervöse Präsenz organischer Körper in der sie umgebenden Atmosphäre in seinen mächtigen Bronzeskulpturen und seinen teilweise wandhohen monumentalen Bleistiftzeichnungen auf eindrucksvolle Weise zum Thema gemacht. Die menschliche Hand mit den tastend ausgestreckten Fingern wird dabei immer wieder als der empfindlichste Ort der Kontaktnahme ins Zentrum gestellt.

Die teilweise übermannshohen, auf einem einzigen Finger balancierenden Skulpturen menschlicher Hände haben detailgenau geknetete Oberflächen, die quasi vibrieren von den in ihnen wirksamen Kräften. Die mit weichen Stiften aufs Papier gehauchten Mensch-Tier-Wesen in den Zeichnungen erkunden mit ihren rudernden Extremitäten den umgebenden Raum so intensiv, dass man als Betrachter die empfangenen Schwingungen fast zu spüren glaubt.

In Deutschland ist das Werk von Rudi Wach weitgehend unbekannt. So muss man der Galerie Markt Bruckmühl im oberbayerischen Bruckmühl dankbar sein: Sie gibt bis 17. Juni einen Überblick über die eigenwillige Kunst dieses Mannes.

© SZ vom 26.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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