Kunst:Pantheon der kleinen Leute

Das Stadtmuseum bekommt 27 Edlinger-Gemälde geschenkt

Von Michael Zirnstein, München

Johann Georg Edlinger starb verarmt in München, aber er hat der Kunstwelt ein reiches Erbe hinterlassen. Der gebürtige Grazer kam 1770 nach München, wo er 1781 zum kurfürstlichen Hofmaler ernannt wurde. Er porträtierte aber längst nicht nur Adlige, sondern viel lieber die Bürger der Stadt. Dazu bat er selbst Menschen von der Straße in sein Atelier. Der Buchbinder, der Hofmusikant, die Ehefrau des Glockengießers - "er hat ein Pantheon der kleinen Leute geschaffen", schwärmt Thomas Weinder, "das war einzigartig in seiner Zeit". Als stellvertretender Direktor freut er sich besonders darüber, dass die Mäzenin Ruth Rosner dem Stadtmuseum nun 27 Ölgemälde von Edlinger schenkt: "Das ist genuin Stadtmuseum, das sind wir." Mit den neuen Porträts etwa eines "Hofbeamten in Uniform" (nach 1795), eines "Sohnes der Familie La Rosée" (um 1800) oder eines "wohlhabenden Münchner Bürgers" (um 1790) wird die bisher aus 30 Bildern bestehende Edlinger-Sammlung fast doppelt so groß. Die Werke sind auch für die Forschung von Bedeutung, das Stadtarchiv arbeitet gerade an einer Edlinger-Monografie. Vier Edlinger-Bilder, darunter ein Selbstporträt, sind derzeit in der Ausstellung "Typisch München!" zu sehen. Nach dem Umbau sollen wesentlich mehr hängen, die alten Charakterköpfe zusammen mit modernen Münchnern. "Ich nenne es die Edlinger-Nordwand", sagt Weidner.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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