Kunst:Momente des Idylls

Lesezeit: 2 min

Handelt es sich bei dem Herrn in der Mitte um Paul Gaugin? Wenn ja, wirkt er gesünder, als man ihn sich bisher vorgestellt hatte. (Foto: Galerie Daniel Blau)

Der Münchner Galerist Daniel Blau hat zwei Fotografien erstanden, die womöglich den Künstler Paul Gauguin in Polynesien zeigen, fröhlich turtelnd mit jungen Frauen. Das wäre eine Sensation.

Von Catrin Lorch

Die beiden Fotografien wirken flüchtig wie Schnappschüsse, sie zeigen fröhliche ältere Herren in hellen Anzügen, die Blumenkronen im Haar tragen und sich mit Tahitianerinnen zu Gruppenbildern versammeln. Die Stimmung ist ausgelassen, jedenfalls bei den Herren, die sich mit den jungen Frauen im Gras wälzen oder sie im Arm halten. Die Bilder stammen aus Alben des Fotografen Jules Agostini, von dem man weiß, dass er gut mit dem Maler Paul Gauguin bekannt war. Der war ihm begegnet, kaum dass er bei seiner zweiten Reise nach Polynesien am 9. September 1895 das Schiff verlassen hatte. Kann es also sein, dass auf den Fotografien Paul Gauguin abgebildet ist? Der Münchner Galerist Daniel Blau, der 2016 eines der Alben bei einer Auktion in der französischen Provinz für 5875 Euro kaufte, will ihn sicher identifiziert haben. Damit wären die beiden leicht unscharfen Motive eine Sensation: Bislang waren keine Fotografien bekannt, die den Maler in Polynesien zeigen, wo er zweimal für einige Jahre lebte. Die Gemälde aus diesen Jahren schildern ein ideales Leben in einem Idyll. Die Mädchen darauf haben so scharf geschnittene Gesichter wie primitive Masken, ihre Kleider glühen in warmen Tönen, und wo sie nackt sind, rahmt die Natur ihre Schönheit mit strahlenden Blumen. In der Kunstgeschichte rangiert der Maler im Olymp neben Vincent van Gogh und Paul Cézanne, die Forschung schätzte zudem, dass zwischen dem Ideal und dem wirklichen Leben des spät berufenen Künstlers und Aussteigers ein Abgrund klafft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: