Kunst:Meister der Marionetten

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Vor 100 Jahren kam Giorgio de Chirico nach Ferrara, hier erfand er die metaphysische Malerei. Eine Ausstellung in der Stadt geht diesem Phänomen nach.

Von THOMAS STEINFELD

Der Maler war nicht freiwillig nach Ferrara gekommen, in eine kleine, alte Stadt im Südosten der Po-Ebene, in der das Leben einen eher stillen Gang nahm und immer noch nimmt. Giorgio de Chirico wäre vielleicht lieber in Paris geblieben, wo er zuletzt Anerkennung als Künstler gefunden, Pablo Picasso, Guillaume Apollinaire und die gerade erst entstehende ästhetische Avantgarde kennengelernt sowie einen erfolgreichen Galeristen für sich gewonnen hatte. Doch im Mai 1915 hatte Italien Österreich-Ungarn den Krieg erklärt. Giorgio de Chirico, damals sechsundzwanzig Jahre alt, musste sich zusammen mit seinem jüngeren Bruder Andrea (der seinen Namen in Alberto Savinio geändert hatte und später als Journalist und Schriftsteller berühmt wurde) dem italienischen Militär stellen. Er wurde einem Regiment in Ferrara zugeordnet - nur zum Bürodienst, weil er nicht für die Front geeignet zu sein schien. In Ferrara blieb er mehr als drei Jahre, davon einige Monate, eines Nervenleidens oder "unbeschreiblicher Traurigkeit" wegen, in einem Militärhospital, bis er nach dem Ende des Krieges nach Rom weiterzog.

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