Kunst:Mehr als gülden

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Die Sonderschau "Schmuck 2018" im Rahmen der Handwerksmesse wird durch drei großartige Ausstellungen ergänzt

Von Jürgen Moises, München

Sie tragen Namen wie "Beate" oder "Peter", und obwohl es aus Stahl gefertigte, farbig schimmernde Broschen sind, sehen sie eher aus wie Medaillons. Weil man darauf wie Schattenrisse aussehende Porträts sieht. Gemacht hat sie der schwedische Kunstschmied Tore Svensson und zu sehen sind sie in der Ausstellung "Francesco Pavan und Tore Svensson. Die Begegnung" in der Galerie Handwerk (Max-Joseph-Straße 4, bis 7. April). Svensson ist 70 Jahre alt geworden, der italienische Goldschmied Pavan wurde im vergangenen Jahr 80. Nimmt man hinzu, dass Pavan 1968 die Goldmedaille bei der Internationalen Goldschmiedeausstellung in München gewann, ergibt das für die Ausstellung drei gute Gründe.

Dass man die beiden Großmeister in einer Schau zusammenführt, hat noch einen weiteren Anlass. Denn bis Sonntag findet auf der Internationalen Handwerksmesse die Sonderschau "Schmuck 2018" statt. Und dies wird wie jedes Jahr von Galerien und anderen Institutionen als Anstoß für eigene Ausstellungen genutzt. Die Schau mit Pavan und Svensson ist dabei sicher ein Höhepunkt, und gerade auch in der Gegenüberstellung werden deren besondere Stile und Arbeitsweisen, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich.

Gemeinsam ist ihnen eine klare, geometrische Sprache. Eine Differenz zeigt sich im Material. Denn während Francesco Pavan fast nur mit Gold arbeitet, verwendet Tore Svensson oft Eisen und Stahl. Außerdem wirken seine Schmuckstücke noch minimalistischer. Sie sind auf wenige Formen und meist dunkle Farben reduziert, können, wie Broschen und Ringe im Erdgeschoss zeigen, aber auch mit intensiven Farben überraschen. Bei Pavan finden sich teilweise dynamischere Formen, seine Broschen greifen als Ovale oder Hexaeder stärker in den Raum und binden auch Materialien wie Emaille ein.

Auch in der Galerie für angewandte Kunst findet unter dem Titel "Sentimental Journey" eine Begegnung zwischen Schmuckkünstlern statt: Helen Britton, die aus Australien stammt und in München lebt und arbeitet, und Felix Lindner aus Erfurt (Pacellistraße 6-8, bis 14. April). Beide kennen sich seit 20 Jahren, wie man aus einem Text von Britton erfährt, die darin außerdem schreibt: "Wir suchen beide die Spuren einer verlorenen Vergangenheit und machen diese sichtbar." Britton macht das in Form von Silberbroschen, in die kleine Blätter oder Früchte aus Plastik, Quarz oder anderem Material gefasst sind. Oder in Form archaisch wirkender Gefäße aus Zement und antiken Stahlblättern, zu denen Lindners bunte Industrie-Emaille-"Container" in einen Dialog treten.

Im Kunstpavillon begegnen sich unter dem Titel "Die denkende Haut" gleich zwölf Künstler (Sophienstraße 7a, bis 14. März). Darunter sind alte Hasen wie Peter Bauhuis, der seine wie Gesichter aussehenden Anhänger beim Spielen mit Mandarinenschalen entwickelt hat, und jüngere Künstler wie Eun Mi Chun. Ihr wie Flügel aussehender Halsschmuck ist parallel auch in der Ausstellung "Schmuck 2018" auf der Handwerkmesse zu sehen, womit sie als eine von 65 Teilnehmern Chancen auf den renommierten Herbert Hofmann Preis hat. Der wird an diesem Samstag um 17 Uhr verliehen.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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