Kunst:Ein Kalb für ein Gemälde

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Eine Ausstellung in Mantua zeigt den sozialistischen Realismus - aus der Sowjetunion und auch in einer sehr italienischen Variante.

Von THOMAS STEINFELD

Dem Sturz der Giganten ist der prächtigste Saal des Palazzo Te gewidmet, der im frühen 16. Jahrhundert errichteten Sommerresidenz des Markgrafen von Mantua. Oben, unter der Decke, sieht man Zeus auf einer Wolke sitzen. Darunter, auf allen vier Wänden bis hinunter in den Boden, wird den Riesen übel mitgespielt: Sie werden von Säulen erschlagen, in Flüssen ersäuft, von Blitzen getroffen. Keiner von ihnen wird, so scheint es, dieses Massaker überleben. Vielleicht aber ist ihr vermeintlicher Untergang in den Hochzeiten der Antikenverehrung nur eine Ablenkung. Denn gegenwärtig kehrt das Motiv der Giganten in der Orangerie hinter dem Schloss wieder, in verjüngter und politisch ganz anderer Gestalt, gestählt an Körper und Seele und scheinbar unwiderruflich optimistisch: Dort wird eine große Ausstellung zum sozialistischen Realismus in der Malerei gezeigt, aus italienischer Perspektive.

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