Kunst:Ausgezeichnet

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Sir Ken Adam, mittlerweile 94 Jahre alt, ist zur Eröffnung seiner Ausstellung "Bigger Than Life" ins Kunstfoyer nach München gekommen. (Foto: Robert Haas)

Ken Adam, der die Filmsets für unzählige Bond-Abenteuer entworfen hat, eröffnet im Kunstfoyer seine Ausstellung

Von Evelyn Vogel, München

Der Mann hat Kathedralen des Wohnens entworfen, futuristische Schaltzentralen der Macht, Piranesi-hafte Angst-Räume, in denen sich das Kinopublikum in Angst-Träumen verliert. Wer sich an Bilder aus James-Bond-Filmen wie "Dr. No", "Man lebt nur zweimal", "Der Spion, der mich liebte" oder "Moonraker", erinnert, hat immer auch die Filmsets von Ken Adam vor Augen.

Sir Ken, wie man sagen muss, seit die Queen ihn 2003 geadelt hat. Einen der erfolgreichsten Productiondesigner Hollywoods, zweifacher Oscar-Gewinner, der neben den Abenteuern von 007 auch beispielsweise den berühmten "War Room" in Stanley Kubricks "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" entwarf.

Ein Mann, 1921 als Klaus Hugo Adam in Berlin geboren, der 1934 vor den Nationalsozialisten flüchten musste, der viele Familienangehörige in Konzentrationslagern verlor, der im Zweiten Weltkrieg als Jagdflieger in der britischen Luftwaffe gegen die Deutschen kämpfte - und der doch Jahrzehnte später sein umfangreiches Archiv an die Deutsche Kinemathek gab. Das war 2012. Und es war eine große Geste der Versöhnung.

Mehr als 5600 Zeichnungen, dazu Fotos, Filme und Objekte umfasst diese Schenkung, die vergangenes Jahr in Berlin erstmals präsentiert wurde. Nun ist die Ausstellung mit 200 Exponaten - darunter eine seiner beiden Oscar-Statuen und ergänzt durch Bilder über den Architekturwettbewerb für das väterliche Kaufhaus - mit dem Titel "Bigger Than Life" in München zu Gast - und mit ihr Sir Ken Adam.

In seiner bevorzugten Automarke, dem Jaguar E-Type, saß er nun schon eine ganze Weile nicht mehr am Steuer. Aber er habe immer "schnelle Autos geliebt", gesteht der 94 Jahre alte Herr. Im Kunstfoyer hängen die Zuhörer an seinen Lippen, wenn er erzählt, wie er dereinst mit dem Filmproduzenten Albert R. Broccoli über eine japanische Kraterlandschaft flog und auf die Idee kam, für das Bond-Abenteuer "Man lebt nur zweimal" den Weltraumbahnhof ins Innere eines Vulkans zu verlegen. Für Broccoli war nur wichtig, dass das nicht mehr als eine Million Dollar kostete. Adam bereitete es hingegen ein paar schlaflose Nächte.

Auch von seiner "später irgendwie verloren gegangenen" Freundschaft zu Sean Connery, der bis heute dauernden mit Roger Moore, frühen Erlebnissen mit Michael Caine und Marlon Brando - letzterer wusste auf beeindruckende Weise Walnüsse zu knacken, um Jungschauspieler zu beeindruckten - plaudert Ken Adam gut gelaunt. Übrigens: Den Flow-Master-Stift nimmt Adam heute nicht mehr zu Hand. Der vielfach Ausgezeichnete hat ausgezeichnet.

Bigger Than Life. Ken Adam's Film Design , Kunstfoyer, Maximilianstraße 53, bis 13. September, Mo-So 9 -19 Uhr

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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