Kunst:Als die Beseelung in Serie ging

Lesezeit: 3 min

Giovanni Bellini und seine Werkstatt - eine Ausstellung mit mehr als dreißig Werken in Conegliano zeigt, wie unzerstörbar die intime Aura der Heiligen-Porträts dieses Renaissance-Meisters ist.

Von Thomas Steinfeld

Der Palazzo Sarcinelli ist ein Adelshaus an der Hauptstraße von Conegliano, einer Kleinstadt, fünfzig Kilometer nördlich von Venedig gelegen, ungefähr dort, wo die große Ebene in die Hügel übergeht, hinter denen sich dann die Dolomiten erheben. Das Städtchen ist alt, es wuchs und entfaltete sich unter der venezianischen Herrschaft. Wenn es jetzt ein wenig träge daliegt, dann verbirgt sich in dieser Stimmung nicht nur ein neuer Reichtum, der mit der Herstellung von Prosecco in diese Gegend kam, sondern auch der akkumulierte, aber durch die Kleinteiligkeit der städtischen Verhältnisse in lebensförderlichen Maßen gehaltene Wohlstand der Jahrhunderte. Der Palazzo Sarcinelli, im Jahr 1518 vollendet, groß genug, um prächtig zu sein, klein genug, um als Wohnhaus gelten zu können, ist ein angemessener Ausdruck für einen solchermaßen moderat auftretenden Luxus. Seit einigen Jahren beherbergt er immer wieder Kunstausstellungen. Sie machen aus zwei Gründen auf sich aufmerksam: zum einen, weil sie sich stets auf einen, mit der Geschichte des Ortes eng verbundenen Gedanken konzentrieren, zum anderen, weil sie keinen Aufwand scheuen, um diesen Gedanken zur Geltung zu bringen - so im vergangenen Jahr die Ausstellung zur Werkstatt der Vivarini, einer venezianischen Malerdynastie, die vor allem mit ihren Altarbildern am Mittelalterlichen und am Ritus festzuhalten wusste, als um sie herum längst die neue Zeit begonnen hatte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: