Kulturgut:Kratzputz, Feldgeschworenenwesen, Poetry Slam

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Männer beim nun bewahrenswerten Skatspiel. (Foto: Stadt Altenburg)

Deutsches Kulturerbe bei der Unesco: Gerade wurde die Liste um 34 Einträge erweitert.

Von Jens-Christian Rabe

Verdammte Postpostpostmoderne. Während die einen immer wieder erfolglos versuchen, die deutsche Leitkultur zu definieren, ist man anderswo fleißig dabei, davon zu retten, was zu retten ist. Vor vier Jahren trat Deutschland dem Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes der Unesco bei, der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur. Zu den bislang 34 deutschen Einträgen sind nun weitere 34 dazugekommen, die Vertreter empfingen am Montag in Berlin die Urkunden. Wobei zu vermuten ist, dass auch der fleißigste Leitkulturbürger eine unangekündigte Klausur mit Fragen zum immateriellen deutschen Kulturerbe nie bestehen würde. Das darf jedoch unter keinen Umständen so bleiben, und das Feuilleton wäre nicht das Feuilleton, wenn es diese Bildungslücke nicht so umfassend wie möglich angehen würde.

Die vorzubereitenden klausurrelevanten neuen 34 Themen wären demnach also: Märchenerzählen, Poetry-Slam im deutschsprachigen Raum, Instrumentales Laien- und Amateurmusizieren, Posaunenchöre,der Volkstanz Zwiefacher, Regionale Vielfalt der Mundarttheater in Deutschland, Georgiritt und historischer Schwerttanz Traunstein, Historisches Festspiel "Der Meistertrunk" zu Rothenburg ob der Tauber, Sennfelder und Gochsheimer Friedensfeste, Tölzer Leonhardifahrt, Wunsiedler Brunnenfest, Historisches Festspiel "Die Kinderzeche" zu Dinkelsbühl, Barther Kinderfest, Tonnenabschlagen, Ostfriesische Teekultur, Forster Hanselfingerhut Spiel, Bergparaden und Bergaufzüge in Sachsen, Schachtradition in Ströbeck, Eisenacher Sommergewinn, Heiligenstädter Palmsonntagsprozession, Skat spielen, Feldgeschworenenwesen in Bayern, Osingverlosung, Innerstädtischer Erwerbsgartenbau in Bamberg, Hebammenwesen, die traditionelle Flussfischerei an der Mündung der Sieg in den Rhein, Flechthandwerk, Mal-, Fass- und Vergoldetechniken der Kirchenmalerei, Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald, Porzellanmalerei, Zubereitung und Anwendung von traditionellem Kalkmörtel, Hessischer Kratzputz, Blaudruck, Töpfertradition Westerwälder Steinzeug in und um Höhr-Grenzhausen (Kannenbäckerland) sowie Breitscheid.

Entgegen anders lautenden Meldungen legt die Prüfungskommision Wert auf die Feststellung, dass die Blutgrätsche noch nicht zum klausurrelevanten Stoff gehört.

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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