Kulturgeschichte:Goldstadt

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(Foto: Schmuckmuseum Pforzheim/Günther Meyer)

Pforzheim erhielt vor 250 Jahren das Privileg, Taschenuhren und Silberwaren herzustellen. Das dortige Schmuckmuseum ist wirklich ein glänzendes Ausflugsziel - nicht nur zum Jubiläum.

Von Kia Vahland

Dieses Kunsthaus ist, man kann es nicht anders sagen, ein Kleinod. Das Schmuckmuseum Pforzheim wohnt in einem lichten Bau der Nachkriegsmoderne, Manfred Lehmbruck errichtete das "Reuchlinhaus" zwischen 1957 und 1961. Die geschwungene Eleganz der Wendeltreppe, die Lichtachsen ins Grüne, die ganze Ruhe der Präsentation machen schon das Gebäude an sich zu einem Ausflugsziel.

Was die recht karg gestaltete Website (www.schmuckmuseum.de) kaum ahnen lässt: In den Vitrinen der verdunkelten Innenräume erwartet die Besucher ein so kundiger wie objektreicher Ritt durch die Kulturgeschichte, und sie funkelt aufs Schönste. Zu sehen ist etwa dieser goldene, von einem Granat zusammengehaltene Schlangenarmreif aus dem 3. oder 2. Jahrhundert vor Christus, er hatte wohl Amulettcharakter ( unser Bild). Oder ein klirrendes, langes Ohrgehänge, wie es in Troja zwischen 2400 und 2200 vor Christus angesagt war. Oder der vergnügt bunte Papageienanhänger aus Süddeutschland, der einer Dame im 16. Jahrhundert ihre Tugend bescheinigen sollte. Dann die floralen, gerade nicht mehr figürlichen Broschen des Barock, die später außer Mode kamen, als die Antike wieder im Kommen war und Freunde sich Haarlocken schenkten, die verarbeitet werden wollten. Man erfährt, dass die Einweihung des Suezkanals 1869 in Europa einen ägyptischen Stil auslöste. Überhaupt wimmelt die Sammlung nur so von interkulturellen Bezügen, von wechselseitiger Einflussnahme.

1767 verlieh Markgraf Karl Friedrich Pforzheim das Privileg, eine Taschenuhr- und eine Silberwarenmanufaktur zu errichten. Gerade feiern die Pforzheimer deshalb Jubiläum (www.goldstadt250.de). Es lohnt auch ein Abstecher in die moderne Abteilung des Museums, die von der keineswegs nur lokalen Geschichte der Schmuckstadt erzählt. Die dortigen Hersteller profilierten sich auf der Weltausstellung 1900 in Paris. Führend war der Fabrikant Theodor Fahrner, der Designer der Wiener Schule wie Joseph Maria Olbrich und andere Jugendstilkünstler förderte. Etwas vom Flair dieser Aufbruchszeit hat sich im Schmuckmuseum Pforzheim bewahrt.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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