Konzerttournee:Der Besessene

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Unnachgiebig, präzise, doch immer den Musikern zugetan: Im Heiligtum der italienischen Oper, in der Mailänder Scala, probt Generalmusikdirektor Kirill Petrenko mit dem Bayerischen Staatsorchester. (Foto: Christoph Brech)

Kirill Petrenko, Diana Damrau und das Bayerische Staatsorchester triumphieren im Tempel der italienischen Oper.

Von Reinhard J. Brembeck

Der Dirigent ist zu spät. Im dritten Untergeschoss des Münchner Nationaltheaters sitzt längst schon eine Hundertschaft Staatsopernmusiker im für diese Massen fast zu kleinen "Bruno Walter Saal" und wartet auf Kirill Petrenko. Ganz plötzlich ist er da. Leise und unauffällig ist er ans Pult geschossen, ausgerüstet mit Bleistift, Armbanduhr, kleinem Handtuch und einem etwas größeren Futteral: "Schönen guten Morgen." Schon hat Petrenko den Dirigierstab aus dem Futteral gezogen und will den Einsatz geben, da fällt über den Blechbläsern das Saallicht aus, die Sicherungen sind durchgebrannt. Petrenko beginnt trotzdem mit der Probe. Irgendwann brennt das Licht wieder. Aber das bemerkt niemand, so sehr sind Musiker wie Beobachter von Petrenkos fordernd hochtourigem Dirigieren gebannt. Alles tobt, aber der Auftreiber Petrenko bleibt dabei stets beherrscht. Wie einer, der sich und die anderen stets kritisch von außen beobachtet.

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