Klassik:Weltenklage

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Valery Gergiev dirigiert in München Anton Bruckners Neunte Sinfonie und zeigt sich von deren Trauer völlig überrascht.

Von Reinhard J. Brembeck

Sichtbar beeindruckt verharrt Valery Gergiev nach den letzten Klängen von Anton Bruckners letzter Sinfonie regungslos über der Partitur. Dieses Innehalten des meistbeschäftigten Dirigenten der Welt ist genauso ungewöhnlich wie seine Deutung des abschließenden langsamen Satzes von Bruckners radikalster Sinfonie. Denn der ist unter Gergievs Händen zu einem großen Requiem geworden. Unsentimental und anarchisch haben sich dabei die kometenhaft riesigen Bruchstücke einer extraterrestrischen Sternenmusik Bahn gebrochen und sich allen Versuchen des Dirigenten widersetzt, die scharfen Bruchkanten zumindest ein bisschen abzuschleifen. Gerade die Bläser der Münchner Philharmoniker erhoben mit gleißend apokalyptischen Klangsäulen Einspruch gegen ein solch mäßigendes Einfrieden.

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