Ein Fremder zieht in ein Mietshaus und wird von der repressiven Hausgemeinschaft in den Selbstmord getrieben. Als Roman Polanski den 1964 erschienenen Roman "Le locataire chimérique" von Roland Topor Mitte der Siebziger verfilmte, da hing der fremdenfeindliche Nachkriegsmief noch allerorten in den Stuben. Polanskis bedrückende, zunehmend surreale Horrorstudie über nachbarliche Übergriffigkeit, imaginierte Bedrohung und den Verfolgungswahn des Opfers gewann ihre Eindringlichkeit nicht zuletzt vor dem Hintergrund der unverarbeiteten Kriegs- und Holocaust-Traumata. Doch auch jenseits faschistoider Hausverwalterinnen und eines eingespielten Denunziantentums ist das Thema heute noch aktuell. Es heißt mittlerweile "Mobbing", und nicht selten stürzen sich Opfer in den Selbstmord.
Klassik:Der innere Horror
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Bildmächtige Inszenierung mit stabiler Harmonik aus Wort- und Satzfetzen: Der Komponist Arnulf Herrmann und der Librettist Händl Klaus haben aus Polanskis Film "Der Mieter" eine Oper gemacht. In Frankfurt wurde sie uraufgeführt.
Von Julia Spinola
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