Kinderkrimi:Käferklon in Aktion

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Als sein Vater im Naturhistorischen Museum verschwindet, rettet ihn sein Sohn Darkus mithilfe einer Schar von Käfern.

Von Markus C. Schulte von Drach

Es beginnt wie einer der Klassiker der Krimi-Literatur: Dr. Bartholomew Cuttle, Witwer und Leiter der wissenschaftlichen Abteilung des Naturhistorischen Museums in London, ist aus einem der Räume der Käfersammlung verschwunden. Doch die Tür ist von innen verschlossen. Wie hat Cuttle die Kammer verlassen? Und wo ist er jetzt?

Da die Ermittlungen der Polizei ergebnislos bleiben, ist es an Cuttles dreizehnjährigem Sohn Darkus, das Locked-Room-Mystery zu lösen. Hilfe bekommt er von seinem etwas versponnenen Onkel Maximilian, Archäologe, der extra vom Sinai zurückkehrt, um die Rolle des Vormundes zu übernehmen. In seiner neuen Schule lernt Darkus dann Virginia kennen, das ziemlich große Mädchen mit der Sonderportion Selbstbewusstsein, und ihren besten Freund Bertold, den kleinen ängstlichen Brillenträger mit der Sonderportion Intelligenz. So weit, so gewöhnlich. Der Vierte im Bunde aber wird Baxter, ein großer Nashornkäfer, ein Arthropode, der sich Cuttle aufdrängt und sich als deutlich verständiger erweist, als man es von Insekten kennt. Der Titel des Buchs Käferkumpel von der Britin M. G. Leonard bezieht sich also nicht etwa auf Darkus und irgendeine Vorliebe für Krabbeltiere. Die Titelhelden sind sein neuer sechsbeiniger Freund und dessen Genossen: Hunderte Käfer unterschiedlichster Art, die sich im Nachbarhaus versteckt haben.

Was beginnt wie eine Geschichte von Poe oder Conan Doyle, wird so schnell zu einer gelungenen Mischung aus Abenteuerroman und Thriller. Es ist, als hätte Michael Crichton (Jurassic Park) einen "Fünf-Freunde"-Roman geschrieben.

Mit Lucretia Cutter tritt das Böse in Person auf, eine monströse Forscherin mit mysteriöser Verbindung zur Vergangenheit von Bartholomew Cuttle, deren finstere Pläne vereitelt werden müssen. Während Darkus sich aufmacht, seinen Vater zu retten, kommt es zum Showdown zwischen Cutter und ihren Handlangern auf der einen Seite und Virginia, Bertold und einer Armee von kneifenden, Säure spritzenden, Kotbällchen werfenden Käfern auf der anderen.

M. G. Leonard: Käferkumpel. Aus dem Englischen von Britt Somann-Jung. Chickenhouse 2016. 336 Seiten, 14,99 Euro, ePub 10,99 Euro. (Foto: Cover)

Was M. G. Leonard dazu gebracht hat, ihrem Helden ausgerechnet Käfer an die Seite zu stellen, verrät sie selbst: Seit sie klein war, hatte sie Angst vor Krabbeltieren. Dann entdeckte sie die wunderbare Vielseitigkeit und die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Käfer. "So entschloss ich mich, eine Abenteuergeschichte zu schreiben, in der Käfer die Guten sind", schreibt sie auf der Seite ihres Verlags. Auf die Faszination, die diese Tiere in der Realität ausüben, wollte sie sich aber offenbar nicht allein verlassen. Also musste einmal mehr die Gentechnik herhalten, um der Geschichte einen Anstrich wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit zu geben. Das ist hier zwar etwas übertrieben - aber das sind geklonte Dinosaurier schließlich auch. (ab 12 Jahre)

© SZ vom 16.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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