Junge Kritik:Fantasie

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Charlie glaubt, dass seine Stiefmutter eine Hexe ist, und wird von Albträumen gequält, dass sie ihn und seinen kleinen Bruder in die Anderwelt entführen will. Eine besondere Fantasieerzählung.

Von Alexis Vélez Scherf, 12 Jahre

Charlie hat Albträume, jede Nacht. Er ist zwölf Jahre alt und lebt mit seinem Bruder Jack, seinem Vater und seiner Stiefmutter Charlotte in einem sehr alten Haus in der Stadt Cypress Creek. Seine Mutter ist vor drei Jahren gestorben, seitdem ist sein Vater mit Charlotte verheiratet. Ihr gehört diese Villa, die sie lila gestrichen hat, und alles darin ist ziemlich unheimlich. Seit Charlie dort eingezogen ist, träumt er von einer Hexe, die - bis auf die grüne Haut und die Spiegelaugen - aussieht wie seine Stiefmutter. Die Hexe hat auch eine Raubkatze, die Agatha heißt, Charlotte hat eine normale Katze namens Aggie. Charlie hasst sie.

Schon lange bevor sie in das Haus gezogen sind, hat Charlie aus der Ferne dort oft einen Schatten im Erkerturm gesehen. Irgendwas stimmte da nicht. Als er dann eines Tages die seltsamen Zeichnungen seiner Stiefmutter entdeckte, war ihm klar: Charlotte war eine Hexe. Von da an packte ihn die Panik, er trank jede Nacht Kaffee, um sich wach zu halten, und stapelte Kartons an seiner Tür, damit die Hexe ihn nicht aufsuchen konnte. In der Schule war er immer todmüde, denn er schlief ja kaum noch vor Angst, dass ihn das Monster holen würde. Eines Nachts ist es dann wirklich so: Die Hexe besucht das Haus. Doch will sie gar nicht ihn, sondern Jack. Charlie nimmt all seinen Mut zusammen und kann sie noch einmal aufhalten. Als sie aber das nächste Mal wieder kommt, sieht er nur noch, wie sie seinen kleinen Bruder die Treppe in den Turm hinauf schleppt und dort in einem Portal verschwindet, das in einen unheimlichen Wald führt. Charlie rennt ihnen nach, um Jack zu retten, aber schon bald sieht er nichts mehr außer Bäumen. Er ist in der Anderwelt gelandet, und jetzt geht die Geschichte erst richtig los. Denn dort begegnet er den schlimmsten Albträumen, die man sich vorstellen kann. Monster, Riesenmaden, Killerkäfer - und seinem grässlichen Schuldirektor, der ihn schon tagsüber immer quält und nachts als grausamer Präsident die Anderwelt regiert. Aber schließlich bekämpft Charlie auf der Suche nach seinem Bruder nach und nach seine Angst, indem er es mit den Monstern aufnimmt und immer stärker wird.

Die Geschichte ist spannend, weil man nie weiß, was als nächstes kommt, und manchmal ist sie auch sehr lustig. Man hat beim Lesen das Gefühl, Charlie auf seiner wilden Reise durch die Anderwelt zu begleiten und selbst die buntesten Träume zu erleben.

Jason Segel : Nightmares - Der Schrecken der Nacht. Auf dem Englischen von Kirsten Miller. Oetinger 2014. 384 Seiten, 17,99 Euro.

© SZ vom 29.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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