"Jüdischer Nobelpreis":Kritik unerwünscht

Weil Netanjahu eine Rede halten wird und wegen ihrer kritischen Sicht auf die israelische Führung will die Schauspielerin Natalie Portman nicht nach Israel reisen, um den Genesis-Preis entgegenzunehmen. Nun wird sie dort heftig kritisiert.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Die Schauspielerin Natalie Portman sieht sich in ihrem Geburtsland Israel heftigen Angriffen ausgesetzt. Auslöser war ihre Ankündigung, sie wolle Ende Juni nicht nach Israel reisen, um den Genesis-Preis entgegenzunehmen, der auch als "jüdischer Nobelpreis" bezeichnet wird. Die israelische Kulturministerin Miri Regev warf ihr vor, sich der Boykottbewegung gegen ihr Land angeschlossen zu haben. Sicherheitsminister Gilad Erdan meinte, sie sei der Propaganda der Hamas aufgesessen.

Portman versicherte daraufhin, sie sei "falsch interpretiert" worden. Sie nehme nicht teil, "weil ich nicht den Eindruck erwecken will, Benjamin Netanjahu zu unterstützen, der eine Rede bei der Verleihung hält." Mit der Boykottbewegung habe sie nichts zu tun. Wie viele andere Israelis und Juden könne sie "kritisch gegenüber der Führung in Israel sein, ohne das ganze Land boykottieren zu wollen". Energieminister Yuval Steinitz kritisierte, ihre Erklärung "grenzt an Antisemitismus" und forderte eine Entschuldigung. Mit dem seit 2014 vergebenen Genesis-Preis werden Personen ausgezeichnet, "die in ihrem Fach Herausragendes geleistet haben und die andere mit ihrem Engagement für die jüdische Community oder den Staat Israel inspirieren". Das Preisgeld von zwei Millionen Dollar, das die Geehrten an Organisationen oder Personen ihrer Wahl weitergeben, erhält Portman trotz ihres Fernbleibens.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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