Im Kino: "Die Mumie":Weg mit der Tonarmee!

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Der Kassenhit "Die Mumie" war bisher Garant für symphatischen Blödsinn, in trotteligen Spaß verpackt. Nun kommt Teil drei ins Kino, und dass es nicht um echte Mumien geht, macht ja nichts.

S. Vahabzadeh

Mit den Mumien-Filmen war es immer ein wenig so, als ob man jemandem mit am Tisch sitzen hat, der ziemlichen Blödsinn verzapft, aber dabei so spaßig ist, dass es einen vergebungsfreudig stimmt.

Der Kaiser von China: Der Fluch einer Hexe, deren Geliebten er umgebracht hat, hat den Herrscher mitsamt seiner Armee zu Ton werden lassen. (Foto: Foto: United International Pictures)

"Die Mumie" und "Rückkehr der Mumie" verschafften Stephen Sommers Ende der Neunziger einen Namen als Regisseur, Produzent und mysteriöserweise auch als Drehbuchautor, aber mehr als die tölpelhaften Verwandten von Indiana Jones waren die beiden Filme nie; sie haben immer schon von einer Großzügigkeit in Qualitätsfragen gelebt, einer gewollten Nähe zum Trash, die mit dem schlampigen Ableger "The Scorpion King" allerdings so außer Kontrolle geraten ist, dass man zu hoffen wagte, das ganze Mumienspektakel sei damit beerdigt.

Weit gefehlt. Aber auf jeden Fall war es Zeit für vertrauensbildende Maßnahmen. Neue Autoren, beispielsweise, Alfred Gough und Miles Millar, die "Shanghai Noon" und vor allem den sehr schönen zweiten "Spidey" geschrieben haben.

Aber ach, was da verfilmt wurde, trägt eindeutig die Handschrift des Mumienschöpfers Sommers - trotz der Autoren und des Regisseurs Rob Cohen. Sommers scheint eine Schwäche zu haben für sprunghafte Logik, halbfertige Ideen und unfreiwillig komisches Pathos als Ausgleich für schlechte Gags.

Man hat immer den Eindruck, wenn er gerade nicht weiter weiß, gibt's einfach einen Szenenwechsel: And now for something completely different. Es war weise von Rachel Weisz, die mit ihrer Rolle als Evie O'Connell bekannt wurde, diese nun großzügig Maria Bello zu überlassen.

Ehetrott in Oxford

Das Ehepaar O'Connell, Brendan Fraser und Maria Bello, mopst sich auf einem Landsitz in der Nähe von Oxford. Die O'Connells sind zwar noch nicht so alt wie Indiana Jones, aber es ist ein erotikfeindlicher Trott in den Ehealltag eingezogen; ohne den Kick lebensbedrohlicher Eskapaden können die beiden miteinander nichts anfangen.

Auch mit dieser Thematik geht "Das Grabmal des Drachenkaisers" um, als sei der ganze Film nur gemacht worden, um alle zurechtzuweisen, die am vierten "Indy" im Frühjahr herumgemäkelt haben.

Ist aber noch ganz witzig, diese Neuerfindung des Fantasy-Action-Genres als Familienfilm; das meiste, was dann kommt, ist lieblos hingehudelt. Die O'Connells haben einen Sohn, der bereits alt genug ist, um aus der Uni abzuhauen.

Es geht nach China. Der Film zu Olympia? Nix da. Man schreibt das Jahr 1946, und O'Connell jr. findet die berühmten Tonkrieger, die es nach Sommers & Co aber heute gar nicht mehr geben dürfte, weil sie im Verlauf des Films zu Staub geschossen werden.

Die Eltern O'Connell eilen herbei, Onkel Carnahan - John Hannah ist wieder dabei - ist zufällig sowieso Barbesitzer in Shanghai. Sie geraten an einen General, der den Drachenkaiser reanimieren will - dem leiht Jet Li seine Züge, zu spielen hat er nicht viel.

Der Fluch einer Hexe, deren Geliebten er umgebracht hat, hat den Herrscher mitsamt seiner Armee zu Ton werden lassen; dass er damit eigentlich nicht direkt eine Mumie ist, macht ja nichts.

Verpuffende Frauenpower

Einmal erweckt muss der Kaiser nach Shangrila, um unsterblich zu werden und China zu unterwerfen. Das alles spielt eigentlich im chinesischen Bürgerkrieg; der General, den es zu besiegen gilt, müsste demnach ein Gegner Maos zu sein. Bereiten die O'Connells die Machtübernahme der kommunistischen Partei vor?

Eine China-Geschichte, das lädt ein zu Anleihen bei den wunderbaren Martial-Arts-Filmen, die aus dieser Ecke der Welt gekommen sind, seit die erste "Mumie" die Kinos unsicher machte, und bei den neuen, kämpferischen Frauenrollen aus dem Fernen Osten - nur wird halt wenig draus gemacht.

Die Computeranimationen sind nicht besser als irgendwo sonst, die Kampfszenen sind nur so lala; und die geballte Frauenpower, die Mama O'Connell, die Hexe und ihre Tochter, die den tönernen Kaiser bewacht, entwickeln könnten, verpufft im Nichts.

Den größten Reiz entwickeln da noch die netten Yetis, die den O'Connells im Himalaya zur Hilfe eilen; und ein Bataillon ermordeter Soldaten, Opfer des Drachenkaisers, die sich erheben und einander die Fürsorge um die losen, toten Knochen angedeihen lassen, die man allen Filmfiguren seitens ihres Regisseurs gewünscht hätte.

The Mummy - Tomb of the Dragon Emperor, USA 2008. Regie: Rob Cohen. Drehbuch: Alfred Gough, Miles Millar. Kamera: Simon Duggan. Mit: Brendan Fraser, Maria Bello, John Hannah, Luke Ford, Jet Li, Michelle Yeoh. Universal, 113 Minuten.

Außerdem laufen an:

Küss mich bitte!, von Emmanuel Mouret

Der Mongole, von Sergej Bodrow

Zurück im Sommer, von Dennis Lee

© SZ vom 07.08.2008/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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