Iggy Pop: Préliminaires:Sadomaso im Duett

Seniorentiefgang und Kaffehausklischees: Iggy Pop versucht sich eine Identität fürs Alter zu schaffen und hat sein neues Album dem Autor Michel Houellebecq gewidmet.

Andrian Kreye

Der Detroiter Punkpionier Iggy Pop und der französische Schriftsteller Michel Houellebecq sind Brüder im Geiste. Beide haben ihren Nihilismus mit kokettem Sadomasochismus sublimiert und in Schlüsselwerken den Hund als Allegorie für die Liebe bemüht. Wenn Iggy Pop sein neues Album "Préliminaires" (EMI) Houellebecqs Roman "Die Möglichkeit einer Insel" widmet, erwartet man eine Symbiose aus zwei sich sonst eher fremden Genres.

Ein tragisches Album: Iggy Pops neue CD "Préliminaires". (Foto: Screenshot: Amazon)

Iggy Pop traut man das zu. Seine Stimme hat bisher jede Produzentenlaune unbeschadet überstanden. Sein Status als Übervater des Punk ist so unantastbar, dass er selbst als 62-Jähriger noch halbnackt über die Bühne toben kann, ohne dass man sich fremdschämen muss. "Préliminaires" ist jedoch ein tragisches Album, weil es eben keine Symbiose mit dem intellektuellen Nihilismus Houellebeqs ist, sondern nur die armselige Sehnsucht nach einem europäischen Ideal, das er mit einem Großteil amerikanischer Senioren teilt.

Die vermuten hinter der frankophonen Melange aus Chansons, Jazz und Literatur einen kulturellen Tiefgang, der letztlich auf Kaffeehausklischees hinausläuft. Deswegen sind Pops Versuche, sich mit Edith Piaf, Dixieland und Bossa Nova eine Identität fürs Alter zu schaffen, so überzeugend, als würde Jack Daniels Café Caramel vertreiben. Zwei Songs beweisen gewohntes Format. Die erinnern daran, warum Iggy Pop so wichtig war.

© SZ vom 24.06.2009/kar - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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