Hollywood:Von Affen und Echsen

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"Kong: Skull Island" verlangt viel: dass wir Tom Hiddleston als Tough Guy aktzeptieren. Außerdem enthüllt sich hier ein perfider Plan.

Von Juliane Liebert

Ob einem dieser Film gefällt, hängt in erster Linie davon ab, wie ernst man große wütende Affen nehmen kann. Oder große wütende Echsen. Außerdem hängt es davon ab, ob man lieber von einer großen wütenden Echse oder einem großen wütenden Affen gefressen werden möchte. Weder noch? Falscher Film.

Zunächst traut "Kong: Skull Island" dem Zuschauer die geistige Abstraktionsleistung zu, Tom Hiddleston als toughen Abenteurer wahrzunehmen. Das ist nicht ganz einfach, nachdem ihn Taylor Swift mehrere Monate lang öffentlich an einem Halsband herumgeführt hat. Knapp entkommen, macht Tom nun einen der größten Fehler, die man als Abenteurer machen kann: Er nimmt den Auftrag zweier zwielichtiger Wissenschaftler an, auf einer bisher unberührten Pazifikinsel "geologische Untersuchungen" durchzuführen. Jedes Kind weiß, was "geologische Untersuchungen" bedeutet: "Du bist so gut wie tot." Tom Hiddleston weiß das auch, aber er würde alles tun, um nicht mehr für romantische Instagram-Bilder posen zu müssen.

Auf der Insel finden sich nach ein wenig Spannungsaufbau alsbald folgende Komponenten: ein Team, das so groß ist und so schnell dezimiert wird, dass einem vollkommen egal ist, aus wem es besteht und warum; Brie Larson, weil man halt auch eine Frau braucht; Samuel L. Jackson, der zornig ist, weil ihm das gut steht; vergessene indigene Völker mit Gesichtstribals; ein asiatischer Schauspieler, der nichts sagt (damit sich der Film auch in China verkauft); John C. Reilly als Robinson Crusoe. Und zu guter Letzt ein Streichelzoo mörderischer CGI-Monster, unter anderem eben der Affe, der aber gar nicht böse ist, sondern gut. Das wäre ein Spoiler, wenn es nicht schon im Trailer verraten würde. Der CGI-Affe beschützt uns Menschen vor etwas viel Gefährlicherem, erfahren wir bald, und das klärt mehrere Fragen, die einen zu Beginn des Filmes noch quälten.

Als wäre das amerikanische Militär im Vietnamkrieg nicht schon genug in Bedrängnis, hat es nun auch noch einen Riesenaffen am Hals. (Foto: Warner)

Hatte Hollywood "King Kong" nicht schon vor zwölf Jahren ein Remake verpasst? Gibt es nicht noch einen Haufen anderer klassischer Abenteuerfilme, die man mit einem Riesenbudget neu auflegen könnte? Nein, denn jetzt wird der Plan klar: Dies ist nur der Auftakt zu "King Kong vs Godzilla". Weil ja "Superman vs Batman" schon so, ehm, toll war. Danach kommt "Batman vs King Kong vs Godzilla vs Superman vs Mary Poppins". Wer jetzt noch lacht, möge später nicht sagen, er sei nicht gewarnt worden. Andere Fragen: Warum haben Helikopterpiloten den unstillbaren Drang, immer zu nah an riesige Affen heranzufliegen? Warum riecht Popcorn so viel besser, als es schmeckt? Es gibt mehr da draußen, als sich der menschliche Geist auch nur vorstellen kann. Wenn auch nicht in diesem Film.

Kong: Skull Island , USA 2017 - Regie: Jordan Vogt-Roberts. Buch: Dan Gilroy, Max Borenstein, Derek Connolly, John Gatins. Kamera: Larry Fong. Mit Tom Hiddleston, Brie Larson. Warner, 118 Minuten.

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