Hollywood:Hits mit alten Hasen

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In Hollywood war man in den letzten Jahren der Meinung, auch ohne Superstars auszukommen. Jetzt gibt es eine Renaissance der alten Helden, mit Tom Hanks und Denzel Washington, die sehr viel Geld einbringen.

Von David Steinitz

Was sind Hollywoodstars heute noch wert? In der amerikanischen Filmindustrie waren die Studiobosse in den letzten Jahren der Meinung, mit austauschbaren Schauspielern besser dran zu sein als mit Superstars. Und den Zuschauern schien es in der Flut der Superheldenfilme und Effektschlachten egal zu sein, wer da unter welcher Maske steckte. Auch Filme ohne Darsteller aus der A-Liga spielten Millionen bis Milliarden ein, "Guardians of the Galaxy" oder "Avatar" zum Beispiel.

Zurzeit beweisen aber zwei US-Stars alter Schule - Tom Hanks und Denzel Washington -, dass die Ära der großen Hollywoodhelden doch nicht ganz vorbei ist. In den USA sind gerade zwei neue Filme mit den beiden Kinoveteranen gestartet: das Western-Remake "Die glorreichen Sieben" mit Washington (auch in Deutschland schon zu sehen) und das Pilotendrama "Sully" mit Tom Hanks - und beide erweisen sich als veritable Hits. Die Umfragefirma ComScore hat sich die beiden Kinoerfolge deshalb genauer angeschaut und Erstaunliches herausgefunden.

Schauspiel-Star Tom Hanks beweist im Pilotendrama "Sully", dass die Ära der großen Hollywoodhelden noch nicht vorbei ist. (Foto: Keith Bernstein/AP)

Im Durchschnitt, so das Unternehmen, geben etwa zehn Prozent aller Filmbesucher an, sich ein Ticket nur wegen der Hauptdarsteller zu kaufen. Bei "Die glorreichen Sieben" erklärten nun aber 27 Prozent, wegen Washington gekommen zu sein, noch höher fiel die Zahl bei "Sully" aus, wo 39 Prozent der Besucher wegen Tom Hanks ins Kino wollten. ComScore-Chef Paul Dergarabedian gab als Begründung in Variety an, die beiden hätten sich über Jahrzehnte eine Fangemeinde erarbeitet, die Generationen übergreift. Das schaffe Vertrauen sowohl beim Mainstream- als auch beim Arthouse-Publikum. Und: Beide haben sich nie auf einen Superheldenfilm eingelassen, auch das fördere die Glaubwürdigkeit.

Die letzten Superstars werden alt, unter den Jüngeren ist nur auf Jennifer Lawrence noch Verlass

Diese Starpower lässt sich auch karriereübergreifend errechnen. Die Website "Boxoffice Mojo" listet die Umsätze auf, die einzelne Filmschaffende im Lauf der Jahre erwirtschaftet haben. Und diese Zahlen sind eindrucksvoll. Denzel Washington hat allein an den amerikanischen Kinokassen zweieinhalb Milliarden Dollar eingespielt; bei Tom Hanks sind es sogar knapp viereinhalb Milliarden.

Die Umfragefirma ComScore hat ermittelt, dass 27 Prozent der Filmbesucher wegen Denzel Washington Tickets für "Die glorreichen Sieben" gekauft hätten. (Foto: Sam Emerson/AP)

Die Kehrseite der Angelegenheit: Washington ist 61 Jahre alt, Hanks 60. Und eine neue Generation an Stars wächst nur sehr zögerlich heran. Der verlässlichste Kassenmagnet unter den jungen Schauspielern ist laut Variety Jennifer Lawrence, die mit den "Tribute von Panem"-Filmen berühmt wurde. Derweil seien andere Jungstars wie Ryan Gosling oder Shailene Woodley deutlich besser darin, sich für Zeitschriftencover fotografieren zu lassen, als die Zuschauer in Massen ins Kino zu locken. Dabei wäre ein Star-zentriertes Hollywoodkino keine schlechte Sache, um die amerikanische Unterhaltungsindustrie aus dem Teufelskreis der Superblockbuster rauszuholen. Die vielen Fortsetzungen werden von Jahr zu Jahr teurer und müssen mittlerweile so viel Geld einspielen, dass diese Blockbuster-Blase bald platzen könnte. Filme wie "Sully" und "Die glorreichen Sieben" entsprechen mehr dem Segment jener Filme, die in Hollywood "Midbudget-Movies" genannt werden. Sie sind nicht gerade günstig, vor allem wegen der Gagen für die Darsteller. Sie sind aber auch nicht so gigantomanisch, dass sie im Falle eines Flops ganze Studios ruinieren. Sind solche Produktionen wieder vermehrt erfolgreich, könnte das eine langsame Abkehr vom Superheldenwahn zurück zu originelleren Geschichten begünstigen.

In der Logik der jahresbilanzorientierten Hollywoodchefs müsste man jetzt wohl aber vor allem einen Film mit Denzel Washington und Tom Hanks im Doppelpack drehen. Das hat 1993 mit dem Aids-Drama "Philadelphia" schon ausgezeichnet funktioniert.

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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