Hörenswert:Zur Suite verdichtet

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Das Album "Luminosity" der "Florian Hoefner Group"

Von Oliver Hochkeppel

Schnell steigt dieses wohlige Gefühl auf: Ein warmes Tenorsaxofon und ein perlendes Klavier ziehen ruhige, melancholische Linien. Ah, richtiger, "klassischer" Jazz. Kein Oldtime wohlgemerkt, Modern Jazz mit Tagesdatum, aber eben sehr nah an dem, über das man sich früher mal als Kern der Sache verständigt hatte. "Luminosity" heißt das Album, das diese Gefühle hervorruft, es ist das dritte des aus Nürnberg stammenden Pianisten Florian Hoefner mit seiner "Group". Die englische Bandbezeichnung ist keine Präpotenz, bevor er unlängst nach Kanada zog, lebte Hoefner von 2008 an in New York, spielte mit Joe Lovano und John Riley, wurde für seine Kompositionen zweimal hintereinander mit dem ASCAP Young Jazz Composers Award ausgezeichnet, schrieb erfolgreich für Bigbands und machte sich nicht zuletzt eben mit seiner "Group" einen Namen. Zur Oktoberfestzeit konnte man ihn dann in den New Yorker Beer Halls in Lederhosen bei den legendären Polkaabenden der The Ja Ja Jas erleben. Wie Hoefner es schafft, parallel zu alldem auch noch fest in der deutschen Paradeband Subtone zu spielen, bleibt sein Geheimnis.

"Luminosity" entstand während eines Sabbaticals. In der Abgeschiedenheit Neufundlands und hörbar als Gemeinschaftswerk mit dem Bassisten Sam Anning, dem Schlagzeuger Peter Kronreif und dem Saxofonisten Seamus Blake. Dass sie die neun Kompositionen Hoefners fast zu einer Suite verdichten, ist nicht das einzige, was "klassisch" wirkt. Abgesehen von einigen Monk-Anklängen und puren Bebop-Passagen wirken Hoefners melodische Ideen wie mit allen aktuellen Mitteln des Jazz umformte lyrische Einfälle, wie sie auch ein Brahms oder ein Ravel gehabt haben könnte. Packend, spannend und herzerwärmend - sicher auch live in der Unterfahrt.

Florian Hoefner Group: Luminosity , Origin Records; live: Mittwoch, 13. April, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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