Hörenswert:Sommerwindfrisch

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Maria Rui stellt ihre EP "Tu Não Vês" in der Milla vor

Von Dirk Wagner, München

Wahrscheinlich ist es der Fluch der Begabten, dass ihnen selbst dort eigene Schwächen auffallen, wo andere sie um ihre Stärken bewundern. Oder um es mit der portugiesischen Sängerin Maria Rui zu sagen: "Wer selbstgefällig meint, er könne schon alles, gibt sich keine Mühe mehr und stagniert, wo andere sich weiter entwickeln." Trotzdem ärgert es sie, dass eine Freundin sich nicht als die tolle Frau erkennt, die Maria Rui in ihr sieht. "Du siehst nicht" respektive auf Portugiesisch "Tu Não Vês" heißt das der Freundin gewidmete Titelstück auf Maria Ruis zweiter EP.

Zumindest nennt die Sängerin ihren fast halbstündigen Tonträger mit sechs Stücken eine EP. Als solche werden normalerweise 7-Inch-Singles mit vier statt der üblichen zwei Songs bezeichnet. Tatsächlich hätte Rui ihr Werk also auch als ein kurzes Album anbieten können. Doch irgendwie scheint Maria Rui der Freundin, über die sie singt und die selbst nicht sieht, wie toll sie ist, recht ähnlich zu sein. Ihr Debütalbum, so sagt sie, soll später die ganz große Produktion werden. Nicht wie ihre aktuelle EP "Tu Não Vês", die sie mit insgesamt acht Musikern in gerade mal zwei Tagen aufgenommen hat, weil sie sich finanziell keinen weiteren Studiotag hätte leisten können.

Lauscht man aber der mediterranen Musik darauf, scheint diese der beste aller möglichen Soundtracks für den startenden Sommer zu sein. Herrlich entspannt und doch antreibend geraten hier die Rhythmen, über die sich luftig-leicht ein Klavier erhebt. Gleich einem warmen aber dennoch erfrischenden Sommerwind bereichern Bläser die Sommerassoziation mit einer erfrischenden Brise, die genau jenes Strandbild vervollkommnet, durch welches nun die Sängerin von feurigen Gitarren begleitet geradezu "klangtanzt". Das berührt nicht nur im gelegentlichen Scat-Gesang auch mal den Jazz, der dann auch im warm groovenden Kontrabass mitschwingt.

Als Achtjährige hatte die in München lebende Portugiesin Klavier am Konservatorium studiert. Dann entsagte sie der Musik, studierte Luft- und Raumfahrttechnik und entdeckte erst während dieses Studiums wieder ihre Leidenschaft für die Töne. Statt Klavier spielt sie nun Gitarre und schaut dabei so bildschön aus, als habe ihr die Natur die Anmut ihrer Musik auch ins Gesicht gezaubert.

Maria Rui, EP-Präsentation, Freitag, 23. Juni, 20.30 Uhr, Milla, Holzstraße 28

© SZ vom 20.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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