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Ein verrücktes Jungsbuch von David Almond erzählt die ungewöhnliche Geschichte eines englischen Waisenjungen. In Jörg Isermeyers Krimi lösen zwei Berliner Kinder das Geheimnis um Fahrraddiebe.

Von Hilde Elisabeth Menzel

Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Der berühmte englische Autor David Almond wendet sich mit dieser Geschichte an junge Leser, spricht sie immer wieder direkt an und erheitert sie mit kleinen Sprachspielereien, schrägen Episoden und einem Krimi, der zum Mitdenken auffordert. Alexandra Ernst hat für ihre deutschen Leser eine wunderbar passende Sprache gefunden.

Unser Held Stan ist neun Jahre alt. Nach dem Tod seiner Eltern lebt er bei Onkel und Tante in einem Ort, in dem alle Männer seit Menschgedenken in der Winston-Werft arbeiten. Aber nun ist die Werft pleite, und auch Onkel Ernie ist arbeitslos. Aber im Gegensatz zu seinen Leidensgenossen hat er eine Idee und beginnt Fischkonserven herzustellen. Schon bald hat er Erfolg damit, doch er zwingt Tante Annie und Stan ihm zu helfen, und Stan darf nicht mehr in die Schule gehen. Zunächst fügt er sich, doch als der Onkel seine zwölf geliebten Goldfische verarbeitet, ist für Stan das Maß voll und er läuft davon. Auf einem Rummelplatz schließt er sich den Schaustellern an, findet Freunde und lernt Pancho Pirelli kennen, der ein Becken voller Piranhas besitzt. Als große Attraktion schwimmt er mit den gefährlichen Fischen, ohne von ihnen angegriffen zu werden. Dieser Pirelli ist beeindruckt von Stans Liebe zu Fischen, zeigt ihm seine Tricks und überredet ihn, ebenfalls mit den Piranhas zu schwimmen.

Die Geschichte endet damit, dass just bei Stans erstem Auftritt Onkel Ernie und Tante Annie auftauchen, die ihn überall gesucht hatten, und überglücklich sind, ihn wohlbehalten und berühmt vorzufinden.

Die witzigen Strichzeichnungen von Oliver Jeffers betonen das Schräge dieses gelungenen Kinderbuchs. ( ab 9 Jahren)

David Almond : Der Junge, der mit den Piranhas schwamm. Aus dem Englischen von Alexandra Ernst. Ravensburger Taschenbuch (52561) 2016. 256 Seiten. 8,30 Euro. Deutscher Jugendliteraturpreis 2015, Nominierungsliste.

Alles andere als normal

Unter dem Titel Ohne Moos nix los gibt es die Geschichte schon als preisgekröntes Theaterstück beim Berliner GRIPS-Theater, und die rasante Dramaturgie erinnert noch an das Original. Die beiden zwölfjährigen Hauptfiguren, Lukas und Jule kommen abwechselnd zu Wort. Lukas aus der Ich-Perspektive, Jule spricht sich selbst mit Du an. Lukas, ein überbehütetes Einzelkind mit einer nervigen Mutter, die ihn ständig kontrolliert, ist ein Star-Wars-Fan und sitzt nachmittags meistens vor seinem Computer und spielt. Jule hat einen vier Jahre älteren Bruder und jede Menge Freiheit, denn ihre allein erziehende Mutter ist völlig überfordert und selten zu Hause. Lukas lernt das Mädchen kennen, als er sie dabei erwischt, wie sie auf der Mauer seines Nachbarhauses steht und ins Fenster der Parterrewohnung schaut. "Leute beobachten" ist eins ihrer Lieblingsspiele, und als Lukas es ihr nachmacht, wird er prompt erwischt und ist sauer auf Jule.

Doch die lässt nicht locker und erscheint am nächsten Tag einfach bei ihm zu Hause. Dabei stellt sich heraus, dass sie Schule schwänzt und sich überall in Berlin auszukennen scheint, was dem behüteten Lukas dann doch imponiert. So beginnt er sie bei ihren Streifzügen zu begleiten. Bei einem ihrer Spiele verfolgen sie zwei Typen, die sich als organisierte Fahrraddiebe entpuppen. Zu Jules Entsetzen ist einer der Zulieferer ihr Bruder Tim, und damit beginnt eine spannende, temporeiche Eskalation der Geschichte mit viel Berliner Witz, Slapstick, aber auch Sozialkritik, die geschickt in die Handlung eingebaut ist.

Das Ende wird nicht verraten, nur so viel: Die letzte Szene spielt auf der Polizeistation und ist sehr komisch. ( ab 10 Jahre)

Jörg Isermeyer : Alles andere als normal. Gulliver (74700) 2016. 213 Seiten, 7,95 Euro.

© SZ vom 27.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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