Großformat:Skizze sucht Geschichte

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Wer will die Geschichte zu diesem Drachen-Bild erzählen? Der britische Illustrator Chris Riddell hatte diese Zeichnung lange in einer Schublade vergessen. Jetzt bittet er um Mithilfe.

Von Roswitha Budeus-Budde

"Ich wollte die Beziehung zwischen den Menschen und den Drachen beschreiben. Einige sind Arbeitstiere, andere Haustiere", schreibt Chris Riddell in seinem Brief zu dieser fein gestrichelten Szene. "Diese Schwarz-Weiß-Zeichnung war nicht zur Publikation bestimmt. Ich malte sie als Inspiration für den Autor Paul Stewart, wir planten ein Buch über Drachen. Doch am Schluss entwickelten sich unsere Ideen in unterschiedliche Richtungen, und ich legte die Bilder in die unterste Schublade meines Arbeitsschranks und vergaß sie." Dort fand Riddell sie wieder, als er für eine Ausstellung in Deutschland - die in der Internationalen Jugendbibliothek in München zu sehen ist - das Material aus 25 Jahren zusammensuchte, in denen er mehr als 150 Kinder- und Jugendbücher illustrierte. Neben Klassikern wie Jonathan Swifts "Gulliver's Reisen" ist auch Märchenhaftes dabei, wie "Die Klippenland-Chroniken", die er zusammen mit Paul Stewart veröffentlicht hat, und "Der Fluch der Spindel", eine Zusammenarbeit mit Neil Gaiman.

Stets entwirft Riddell, wie auf dem Drachenbild zu sehen, mit handwerklicher Präzision eine Welt, deren Bewohner englische Verschrobenheit ausstrahlen. Er mischt dann noch etwas Fantastisches dazu - und führt das alles in einem kühnen, realistischen Stil aus: ein Lewis Carroll mit dem Zeichenstift. Als Sohn eines Pfarrers im Jahr 1962 in Südafrika geboren, wollte er ja schon als Kind nichts anderes als zeichnen.

Die Wiederentdeckung dieser fast zehn Jahre alten Skizze - unterdessen schrieb er mit Paul Stewart schon einige andere Drachenbücher, die sich an ein älteres Publikum richteten - erinnerte ihn an die Erregung, die ihn immer ergreift, wenn er ein neues Projekt beginnt. Sein Brief zu dem Fund endet mit einem Aufruf an die Fantasie: "Eingeschlossen in diesen Charakteren und mythischen Figuren ist eine Geschichte, die noch nicht erzählt wurde." Es mache ihm Spaß zu glauben, dass es jungen Betrachtern gelingt, das Schloss zu knacken.

© SZ vom 28.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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