Großformat:Frisch gedenken

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Der Regisseur Volker Schlöndorff und der Romancier Colm Tóibín haben gemeinsam ein Drehbuch geschrieben. Der Kinofilm "Rückkehr nach Montauk" hat auf der Berlinale Premiere.

Von David Steinitz

Nein, der Spielfilm "Rückkehr nach Montauk" von Volker Schlöndorff, der kommenden Mittwoch auf der Berlinale seine Weltpremiere feiert, ist keine Verfilmung der berühmten Erzählung "Montauk" von Max Frisch. Auch wenn der Verdacht natürlich naheliegt, weil im Film wie in der Novelle ein Paar nach Long Island zum Dorf Montauk an der Atlantikküste fährt und über das Leben und die Liebe philosophiert. Zudem hat Schlöndorff schon einmal sehr erfolgreich Frisch verfilmt, 1991 war das, mit "Homo Faber". Der neue Film aber ist nach einem Originaldrehbuch von Schlöndorff und dem irischen Schriftsteller Colm Tóibín ("Brooklyn") entstanden, das sie im Andenken an Max Frisch verfasst haben. Sie erzählen darin vom Autor Max Zorn (Stellan Skarsgård), der für eine Buchvorstellung nach New York kommt. In Max Zorns Roman geht es um das Scheitern einer Liebe, und er trifft in Amerika wieder auf genau die Frau, die ihn dazu inspiriert hat, seine alte Liebe Rebecca (Nina Hoss). Sie beschließen, gemeinsam ein Wochenende am winterlichen Strand zu verbringen.

Wir zeigen zwei Doppelseiten aus dem englischen Originaldrehbuch, und zwar aus dem sogenannten Continuity Script. Das ist die Fassung, die Schlöndorff beim 25-tägigen Dreh an den Originalschauplätzen verwendet hat. Darin finden sich Fotos und handschriftliche Notizen der französischen Continuity-Mitarbeiterin Dominique Arcé. Sie hielt fest, wenn Dialoge doch noch spontan am Set variiert oder ganz gestrichen wurden. Und vor allem achtete sie auf die richtigen Anschlüsse der Szenen, damit Kleider, Frisuren und Schmuck der Hauptdarsteller immer genauso sitzen wie in der vorangegangenen Aufnahme. Bloß weil zwischen dem ersten und dem zweiten Take in der Realität vielleicht Stunden liegen, darf es im fertigen Kinofilm natürlich nicht so aussehen. Deshalb die eingeklebten Fotos im Drehbuch, um jederzeit alles abgleichen zu können.

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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