Glaube und Hoffnung:Weltuntergang

Wer am 24. September aufsteht und zum Wählen geht, hat ihn wieder mal verpasst. In den USA wird für den 23. September der Weltuntergang angekündigt.

Von Alex Rühle

Wichtig jetzt: Wann lesen Sie diese Zeilen? Am Samstagmorgen, also am 23.? Dann beeilen Sie sich mit der Lektüre, Sie haben danach eindeutig Wichtigeres zu tun: Abschied nehmen von Ihren Lieben, letzte Aussprachen, einmal noch die Katze streicheln. Abwasch, aufräumen, Blumengießen - können Sie alles weglassen. Die Welt geht nämlich unter. Am 23. September. Steht in der Bibel. Sagt der Amerikaner David Meade. Sagen mehrere evangelikale Webseiten in den USA. Und auf Youtube gibt es auch diverse Videos dazu. Wer ein humoristisches Sensorium hat für verquere Begründungsszenarios, sollte unbedingt mal reinlesen, etwa bei Unsealed.org. Wie so oft, wenn es um den Weltuntergang geht, steht alles in der Offenbarung des Johannes, in diesem Fall Kapitel 12, 1-2, Sonne, Mond und Sternbild Jungfrau. Außerdem gibt es die ganz zentrale Zahl: 33! Jesus wurde 33. Und seit der totalen Sonnenfinsternis in den USA sind wie viele Tage vergangen? Eben. 33. Ergo: Aus, Ende, Amen. Zurück zur Eingangsfrage: Gehen Sie die Zeitungslektüre eher gemächlich an und kommen erst am 24. dazu? Na, dann ganz herzlichen Glückwunsch, Sie haben, ohne es groß zu bemerken, einen Weltuntergang überlebt. Das gibt einem Sonntag doch einen ganz anderen Glanz. Die einzig negative Nachricht: Sie kommen doch nicht um den Abwasch und das Blumengießen herum.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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