Gehört, Gelesen, Zitiert:Trump, der Komiker

Chris Kelly, Comedy-Autor bei der Late-Night-Show von Bill Maher auf HBO, hat in der "New York Times" erklärt, warum Präsidentschaftsbewerber Donald Trump gerade das Schicksal aller Komiker ereilt, die ernst genommen werden wollen.

Der amerikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump war zuletzt immer häufiger gezwungen, kontroverse Aussagen - etwa darüber, dass er hoffe, dass der russische Geheimdienst den E-Mail-Account von Hillary Clinton hackt - im Nachhinein zu erklären. Dies nahm Chris Kelly, der als Autor und Produzent für die Late-Night-Show von Bill Maher auf HBO arbeitet, in einem Kommentar für die "New York Times" nun zum Anlass, Trump einmal nicht als Politiker, sondern als einen professionellen Comedian unter die Lupe zu nehmen:

"Das Problem ist nicht sein Material. Das Problem ist, dass seine Rolle nach einem Jahr auf Tour inzwischen so ausgefeilt ist - und er als Darsteller längst so vollkommen eins ist mit seiner Rolle -, dass das Publikum vergessen hat, dass er eine Rolle spielt. Wir können nicht mehr beurteilen, wie die Pointen eigentlich gemeint sind, weil wir nicht mehr zwischen dem Künstler und seiner Rolle unterscheiden können. Es ist, als ob 40 Prozent des Landes plötzlich entschieden haben, William 'Captain Kirk' Shatner zum Oberbefehlshaber unserer Streitkräfte zu machen, weil er im Kampf gegen die Klingonen so einen guten Job gemacht hat. Trumps Kampagne hat diesen schrecklichen Moment erreicht, den Comedians nur zu gut kennen: Den Moment, an dem sie keine Lacher mehr wollen, sondern Respekt."

© SZ vom 01.09.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: