Gehört, gelesen, zitiert:Sex mit Robotern

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"Erotische Cyborgs", computergesteuerte Sexpuppen, wurden jetzt in einer Studie der 2015 in London gegründeten "Stiftung für verantwortliche Robotik" evaluiert. Dabei fragt sich, wie die Roboter wahrgenommen werden: als Dinge oder Wesen.

Es gibt Sex-Roboter, Maschinen, die zu eindeutigen Zwecken hergestellt werden. Sie sehen wie Menschen aus, meistens wie weibliche, und können in den USA gekauft oder gepachtet werden. Diese "erotischen Cyborgs" wurden jetzt in einer Studie der Ende 2015 in London gegründeten "Stiftung für verantwortliche Robotik" evaluiert. Diese "Foundation for Responsible Robotics" (FFR) ist ein Zusammenschluss von 20 weltweit tätigen Wissenschaftlern und Technikern, die Politik und Gesetzgebung in Fragen der Robotik und ihrer Entwicklung beraten wollen. Wir geben ihren gerade vorgestellten Sex-Report hier stark gekürzt wieder.

"Sex-Roboter sind nicht einfach nur neue Sex-Spielzeuge. Sie sind pornografische Repräsentationen des menschlichen Körpers und könnten dazu führen, dass viele diese Repräsentationen für eine neue ontologische Kategorie halten, die in der Fantasie zwischen Lebendem und Maschinellem angesiedelt ist. Die Popularität von Sexpuppen hat einen enormen Konkurrenzdruck unter den Herstellern ausgelöst. Firmen bringen nun Puppen mit Spracherkennung, Lidschlag und Chat-Fähigkeiten auf den Markt. Sie sind lebensgroß, etwa 40 Kilo schwer, heißen Harmony, Android Love Doll oder Roxxy Gold und kosten zwischen 5 000 und 15 000 Dollar. Der Kunde kann die Farbe der Haut, der Augen, des Haars (auch der Scham), Ohrenform und Make-up wählen. Sie bestehen aus Silikon und werden beworben als ,angenehm anzufassen'. Umfragen ergaben, dass zwei Drittel der Männer sich Sex mit ihnen vorstellen können, zwei Drittel der Frauen nicht, aber 86 Prozent aller Befragten glauben, dass sie sexuelle Bedürfnisse tatsächlich befriedigen können. Unklar bleibt aber, was mit anfallenden Daten geschehe. So habe es Fälle gegeben, dass Nutzerdaten bei jedem Gebrauch an die Hersteller übertragen wurden. Wissenschaftler argumentieren zudem, dass ,Sex-Roboter die Vorstellung befördern, dass Frauen dem Mann untergeordnet sind und bloße Objekte für deren Fantasien' seien. Andere, dass die Anmutung solcher Roboter sich an Pornografie orientiere und den weiblichen Körper zu einer Sache degradiere, die der Mann kontrollieren könne. Außerdem führe die Roboter-Intimität eines Individuums zu realer Beziehungsunfähigkeit und sozialer Isolation. Dennoch bleibe es möglich, dass Sex-Roboter auch einen therapeutischen Nutzen haben könnten, bei Störungen sexueller Funktionen oder Blockaden. Ältere Menschen und solche mit Behinderungen könnten von den dezidierten Robotern profitieren."

© SZ vom 06.07.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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