Gehört, gelesen, zitiert:Geliebte Apokalypse

Der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn ("Drive") hat das letzte halbe Jahr in den USA verbracht. Dort wuchs in ihm die Überzeugung: der Untergang ist nahe. Sehr nahe.

Der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn ("Drive") hat das letzte halbe Jahr in den USA verbracht, wo er für Amazon die Serie "Too Old to Die Young" gedreht hat. Während dieser Zeit, in der er die Eskapaden des US-Präsidenten Donald Trump gewissermaßen aus nächster Nähe erlebte, wuchs in ihm die Überzeugung: die Apokalypse kommt. Bald. Deshalb hat er für den Guardian einen Essay geschrieben, in dem er die Leser auffordert, sich auf den kommenden Untergang adäquat vorzubereiten.

Es ist eine bedrohliche Zeit, zu leben. In den letzten sechs Monaten ist mir klar geworden, dass wir in einer dystopischen Reality-TV-Show leben, was nicht zuletzt an jener Handgranate des Wahnsinns liegt, die sich Donald Trump nennt. Das macht Angst. Es ist aber auch aufregend. Selbstverständlich müssen wir dieses apokalyptische Zeitalter mit offenen Armen empfangen. Wir müssen raus aus unseren Komfortzonen, und wenn wir geschubst werden. Ich plädiere hier nicht für physische Schmerzen, bin aber der Meinung, dass mentale Schmerzen eine gute Methode sein können, um das Gehirn zu stimulieren und neu zu programmieren. Und dazu braucht es Kunst. Gute, herausfordernde Kunst, die nichts mit gutem Geschmack zu tun hat, denn der ist der schlimmste Feind der Kreativität. Ich möchte, dass die Zukunft ein unkontrollierter Ort ist, voll mit wunderschönem Chaos.

© SZ vom 06.07.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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