Frankfurter Buchmesse:Wirkliches Abenteuer

Wie bringt man die arabische Welt zum Lesen? 360 Millionen Menschen sprechen Arabisch. Aber der Vertrieb und die Zensur sind schrecklich. Auf der Buchmesse trafen sich engagierte Frauen, die das Lesen in die Lager bringen.

Von Sonja Zekri

Drei Frauen. Drei Länder. Ein Problem. Wie bringt man die arabische Welt zum Lesen? Wie, jawohl, lässt sich die arabische Welt durch das Buch retten? Denn gerettet werden muss sie. 360 Millionen Menschen sprechen Arabisch - ein gigantischer Buchmarkt -, aber allein in Ägypten kann die Hälfte der Bevölkerung nicht lesen und schreiben - sogar Akademiker, sagt die Verlegerin Karima Youssef aus Kairo auf dem "Weltempfang" - ein neues Forum mit Salon und Bühne, das Buchmesse und Auswärtiges Amt eingerichtet haben - über den arabischen Buchmarkt. Hinzu kommen: Ein lausiger Vertrieb, hoch dotierte Preise für die falschen Leute, Zensur oder noch schlimmer, Selbstzensur.

Die Wurzeln allen Übels sieht die libanesische Verlegerin Rania Zaghir in einem Bildungssystem, das überall sexuelle Verführung oder sozialen Aufruhr wittert und Kindern "Hass auf die Idee des Fremden" einimpft und die Diskriminierung der unterprivilegierten Massen: "Als hätten diese Menschen kein Recht auf Bücher." Mit einem Optimismus, den man auf der Messe gern zwischen Buchdeckel pressen und verteilen würde, ziehen die Buchaktivistinnen in Flüchtlingslager und aufs Land, um dem falschen Abenteuerversprechen der Terrormiliz Islamischer Staat mit realen Leseabenteuern das Wasser abzugraben. Sie sind nur drei, aber sie wollen ihre Welt aus den Angeln heben: "Wir brauchen eine Revolution!"

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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