Fotoprojekt:Im Dunkeln zeigt sich das Menschliche

Mit wenig Licht und Gespür für Details erschafft der Fotograf Petri Juntunen Bilder des Lebens und der Vergänglichkeit.

Von Carolin Gasteiger

1 / 8
(Foto: Petri Juntunen)

"Das Bewusstsein unserer Sterblichkeit ist ein köstliches Geschenk, nicht die Sterblichkeit allein, die wir mit den Molchen teilen, sondern unser Bewusstsein davon. Das macht unser Dasein erst menschlich." Max Frischs Zitat könnte von Petri Juntunen stammen. In seinen Bildern "At the heart of it all" beschäftigt sich der finnische Fotograf mit Sterblichkeit und dem, was der Mensch nach seinem Lebensende hinterlässt. Aber zuallererst sind alle seine Aufnahmen eines: dunkel.

2 / 8
(Foto: Petri Juntunen)

In der Dunkelheit zeichnet sich ein heller Felsen ab. Moosüberwuchert. Und genau an der Kante ein gemauerter Torbogen, zu dem ein schmaler Weg führt. Mehr nicht. Was einen nach Durchqueren des Torbogens erwartet? Wer ihn gebaut hat? All das lässt Petri Juntunen offen.

3 / 8
(Foto: Petri Juntunen)

Mit nur ein wenig Licht akzentuiert Juntunen verblühte Blumen im Schnee. Alles zeigt noch Spuren von Leben, doch dominiert, was verblichen ist, das Vergängliche.

4 / 8
(Foto: Petri Juntunen)

Auf einer Wiese liegen vereinzelt Steine, an manchen Stellen ragen Bäume auf. Dahinter Dunkelheit. Auf den ersten Blick passiert nicht viel in diesem Bild, das der Fotograf "Gardenia" nennt. Und trotzdem fühle er sich immer wieder zu dieser Aufnahme hingezogen, erzählt Juntunen im Gespräch mit der SZ. Vielleicht gerade weil sie so wenig zeige und so viel Raum für Ideen lasse.

5 / 8
(Foto: Petri Juntunen)

Beschäftigt man sich genauer mit Juntunens Bildern, stellen sich Fragen: Blenden wir unsere Sterblichkeit im alltäglichen Leben aus? Warum nimmt das Ende des Lebens keinen größeren Platz ein? Oder begegnen wir dem Thema unter falschen Vorzeichen?

6 / 8
(Foto: Petri Juntunen)

Juntunen zufolge werden Tod und Sterblichkeit heutzutage in der Gesellschaft falsch thematisiert. Dahinter stecke oft reiner Voyeurismus, so der Fotograf. Wenn tödliche Unfälle und Amokläufe mit vielen Toten die Nachrichten dominierten, bleibe der Tod etwas Abstraktes. Etwas, das schwer zu fassen sei. Gleichzeitig würde der Akt des Sterbens aus dem Alltag ausgesperrt, findet Juntunen, etwa weil sich die Menschen immer seltener von ihren Toten persönlich verabschieden.

7 / 8
(Foto: Petri Juntunen)

Mit seinen Bildern will der Fotograf etwas dagegen tun. Menschen braucht er dafür nicht. Dadurch würden die Bilder zu inszeniert, zu sehr nach Theaterbühne aussehen, so Juntunen. "Ich bilde Natur und Objekte lediglich ab, stelle sie in ein anderes Licht." Diese Methode lasse er mehr Raum für Interpretationen, findet Juntunen.

8 / 8
(Foto: Petri Juntunen)

Juntunens helle Fotografien wirken nicht weniger mysteriös als die dunklen. Was sie allerdings deutlich machen, ist, dass der Fotograf nicht bei der Dunkelheit stehen bleibt, er möchte auch den Wandel thematisieren. Sein nächstes Projekt führt sozusagen ins Licht. Petri Juntunen: At the heart of it all, Hantje Cantz Verlag, Berlin 2017. 88 Seiten, 40 Euro.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: