Filmtipp des Tages:Eiskalt und glasklar

(Foto: Verleih)

Das Filmmuseum zeigt den Film "Abwege" (1928) von G.W. Pabst mit Live-Musikbegleitung

Messerscharf wird die Liebe gezeichnet im Film "Abwege" von G. W. Pabst, den das Filmmuseum vor langer Zeit restaurierte und an diesem Samstag in seiner Pabst-Reihe zeigt (mit Live-Musikbegleitung). Ein abseitiger, wenig bekannter Pabst, ohne den Moralapostel-Unterton, den man in seinen großen weltbekannten Filmen spürt, die um die "Abwege" herum gedreht wurden, "Die Liebe der Jeanne Ney", 1927, und "Die Büchse der Pandora", 1929. Ein Schlüsselwerk der Epoche, eiskalt und glasklar, notierte Thomas Brandlmeier, als er vor 20 Jahren über den Film () schrieb, anlässlich der Pabst-Retrospektive der Berlinale 1997. Die Abwege der verheirateten Frau führen in diesem Film in die Arme eines Malers und eines Boxers, und damit mitten hinein in die Roaring Twenties von Berlin, in ein Nachtleben, in dem es um Sehen und Gesehenwerden geht, und die Menschen wie Puppen zappeln. Die Ehe ist eine grausame Farce mit Wiederholungszwang, schreibt Brandlmeier. Es ist die fantastisch unergründliche Brigitte Helm (man kennt sie aus "Metropolis"), die das erfahren muss, als sie ihren Mann provoziert und links liegen lässt und zu spät merkt, dass noch langweiliger als ein braver Bürger ein Künstler ist, der zu heftig verliebt ist in seine Kunst.

Abwege , D 1928, Regie: G. W. Pabst, Sa., 13. Januar, 18.30 Uhr, Filmmuseum, St-Jakobs-Platz 1

© SZ vom 13.01.2018 / göt - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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