Film:Starke Stimmen fördern

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Katja Eichingers Erfahrung mit ihrem Drehbuch-Stipendium

Von Bernhard Blöchl, München

Wenn Katja Eichinger über die Bedeutung des Kinos sinniert, kann es schon mal philosophisch werden, psychologisch auf jeden Fall. Ein "magischer Ort der Transformation" sei das Kino für sie, von Filmemachern erwarte sie starke Stimmen und eine gewisse Radikalität. Die Autorin sagt auch: "Beim Kino musst du mit höherer Energie reingehen als beim Fernsehen." Denn ein Film im dunklen Saal habe in der Regel die volle Aufmerksamkeit der Zuschauer. Keine Pausentaste und - hoffentlich - keine Smartphone-Tipperei.

In diesen Tagen besucht Eichinger die Berlinale, klar, wie jeder Zweite, der sich hierzulande mit Film beschäftigt. Ihr Appell soll aber in erster Linie die Münchner erreichen, den Filmnachwuchs, genauer: die Studenten der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF). Seit einem Jahr engagiert sich die Witwe von Bernd Eichinger - nach dem ja der Platz vor der HFF benannt ist - für die Nachwuchsförderung bei der Stoffentwicklung, beratend und finanziell. Das Katja-Eichinger-Drehbuch-Stipendium soll einem jungen Talent dabei helfen, das Skript für einen Spielfilm für die Leinwand zu vollenden - und zwar zügig. 4000 Euro lässt die 46-Jährige dafür springen. "Es gibt nichts Schöneres, als jemandem auf seiner Reise zu unterstützen", erklärt Eichinger ihre Motivation.

Kürzlich hat der Gewinner aus dem Jahr 2017 sein Drehbuch abgegeben, und die Mentorin ist zuversichtlich, dass aus dem Stoff ein spannender Kinofilm werden könnte. "Darktrip" heißt der geförderte Stoff. Autoren sind Alex und Dimitrij Schaad, die mit ihrem Kurzfilm "Invention Of Trust" 2016 den Studenten-Oscar gewonnen haben. Beide Werke sind Cyber-Thriller über den gläsernen Internetnutzer, Datenmissbrauch und das Darknet. Mit ihrer ungewöhnlichen Geschichte hätten die Brüder klar überzeugt - obwohl Katja Eichinger das Stipendium gerne einer Frau gegeben hätte, wie sie sagt. Den meisten Bewerbern (es waren ungefähr ein Dutzend) sei noch nicht so klar, was Kino bedeute, gerade im Unterschied zum Fernsehen. Deshalb stellt Eichinger bei der Ausschreibung zur nächsten Runde die Schlüsselfrage: "Was bedeutet Ihnen Kino?"

Bis zum 27. April haben HFF-Studierende nun Zeit, sich für das Stipendium 2018 zu bewerben. Bis 6. Januar 2019 muss dann die erste Fassung des Drehbuchs der Gewinnerin oder des Gewinners vorliegen. Über die Förderung entscheiden erneut Katja Eichinger und der Produzent Herman Weigel ("Aus dem Nichts") sowie, neu, Michael Gutmann vom HFF-Lehrstuhl Drehbuch.

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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