Feuchtwanger:Die falschen Freunde

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Erst enttäuscht, dann beeindruckt: Lion Feuchtwanger (li.) zu Besuch bei Josef Stalin, Moskau 1937. (Foto: SZ Photo/Scherl)

Feuchtwangers Reise in die Sowjetunion wurde heftig kritisiert, seine Feier von Stalins "Menschlichkeit". Nun wird der Moskauer Aufenthalt neu dokumentiert.

Von Thomas Medicus

"Ich kam, ich sah, ich werde schreiben", so soll sich der deutsche Schriftsteller Lion Feuchtwanger am 5. Februar 1937 in Moskau verabschiedet haben, als er nach zweimonatigem Aufenthalt die sowjetische Metropole wieder verließ. Ob er diese von Julius Caesar geborgte Pathosformel tatsächlich benutzte, weiß man nicht. Tags darauf behaupteten das sowohl die Pravda als auch die Izvestija in gleichlautenden Zeitungsartikeln. Zweifel an der Glaubwürdigkeit des propagandistischen Abschiedsgrußes sind angesichts der zeithistorischen Umstände des ideologischen Weltbürgerkriegs gleichwohl berechtigt. Die wohl gesetzten Worte verweisen direkt auf den Skandal, den Feuchtwangers Reise in die Sowjetunion im Winter 1936/37 hervorgerufen hatte.

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