Festival:Schabernack aus vergangenen Zeiten

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Les Passions de l'Ame spielen beim Musikfest Eichstätt das Eröffnungskonzert und das Finale bei den "Wandelkonzerten". (Foto: Guillaume Peret)

Das Musikfest Eichstätt lässt seine Zuhörer Alte Musik neu erleben

Von Cindy Riechau

Beim Eröffnungskonzert des Musikfestes in Eichstätt zeigen sich Streicher, Orgel, Laute, Cembalo, Hackbrett und Percussions von ihrer humorvollen Seite. Das Schweizer Ensemble Les Passions de l'Ame imitiert mit Hilfe dieser Instrumente Kuckuck, Kanonen und sogar das Wetzen von Messern. Am kommenden Freitag von 20 Uhr an können Besucher den musikalischen "Schabernack" des Orchesters für Alte Musik Bern hören. Das Eichstätter Musikfest findet in diesem Jahr von Donnerstag, 11., bis Sonntag, 14.

Mai, statt und möchte Alte Musik neu entdecken. Historische Spielstätten bereichern die Atmosphäre der Konzerte und die Kompositionen aus Renaissance, Barock und Klassik. Das Auftaktkonzert etwa findet im ehemaligen Kloster Notre Dame du Sacré Cœur statt, das 1711 gegründet wurde. Wenn Les Passions de l'Ame dort unter der prachtvoll verzierten Kuppel und den grazilen Balkonen Werke der Komponisten Johann Heinrich Schmelzer, Heinrich Biber und Johann Joseph Fux spielen, reisen die Zuhörer zurück in die Epoche des Barock. Für die künstlerische Leiterin Heidi Gröger ist die Kombination von historischer Musik und historischer Architektur ein "3D-Erlebnis für die Besucher".

Die Organisatoren legen Wert auf passende Räumlichkeiten. Kirchliche Konzerte werden in Gotteshäusern gespielt, weltliche Kompositionen in einstigen Herrscherresidenzen. Auf architektonische Entdeckungsreise können Hörer bei den "Wandelkonzerten" im Collegium Willibaldinum gehen, dem Eichstätter Priesterseminar. Die Ensembles spielen dort in Kapellen wie dem Thomas-von-Aquin-Saal, die normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Das Finale nach den kurzen Konzerten gestaltet das Ensemble Les Passions de l'Ame.

Einer der Höhepunkte des Festivals ist in diesem Jahr die Aufführung von Kompositionen der Familie Bach am Sonntagnachmittag. "Wir werden unglaubliche Kantaten mit deutschem Text hören", schwärmt Heidi Gröger, "das sind Werke aus der ganzen Bach-Dynastie, die Bach selbst als Zehnjähriger gehört hat." Die Noten zu den Kantaten und Motetten der Bach-Familie waren lange verschollen, da die Sowjets sie als Kriegsbeute nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit sich genommen hatten. Erst vor zehn Jahren wurden sie wieder entdeckt. Passend zum Lutherjahr 2017 musizieren die Streicher und Sänger in der evangelischen Erlöserkirche.

Einen Abend voller "Fire, Love & Despair" verspricht der Auftritt der englischen Sopranistin Joanne Lunn mit dem Cembalisten Lars Ulrik Mortensen. Die Sängerin und der Cembalist treten zum ersten Mal gemeinsam auf. Zu hören gibt es Interpretationen von Henry Purcell, John Blow und William Croft, allesamt Komponisten aus der Zeit der "Restoration" in England.

Musikfest Eichstätt, Do., 11., bis So., 14. Mai, weitere Infos: www.musikfest-eichstaett.de

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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